Intel Core i5-12400F oder AMD Ryzen 5 5600X? Die Entscheidungshilfe!

Intel Core i5-12400F oder AMD Ryzen 5 5600X auf Blau-rotem Hintergrund
(Bilder: Intel/AMD, Zusammenstellung: PCBC/FB)

Schlagabtausch in der Mittelklasse: eher einen AMD Ryzen 5 5600X oder einen Intel Core i5-12400F als CPU? Wir haben Benchmarks und Infos!

CPU-Mittelklasse: Heimat der Preis-Leistungs-Könige

In diesen Tagen ist jede Ankündigung neuer Prozessoren geprägt von Rekorden, hohem Stromverbrauch und der Suche nach den letzten paar FPS, den letzten paar Prozenten an Leistung. Sowohl Intel als auch AMD übertreffen sich gegenseitig mit neuen Produkten. Die aktuell schnellste Gaming-CPU ist zweifellos der Intel Core i9-12900K. Bald könnte er aber vom AMD Ryzen 7 5800X3D mit 3D V-Cache abgelöst werden. Intel selbst hat dafür aber schon einen Gegenschlag parat: der Core i9-12900KS soll sich die Gaming-Krone wieder zurückholen.

Für die meisten PC-Gamer ist eine ganz andere Klasse aber deutlich interessanter. Für einen PC um die 1300 Euro mit einer RTX 3070 oder RX 6700 XT muss es nicht immer ein Highend-Prozessor sein. In der Mittelklasse haben AMD und Intel mit Ryzen 5 und Core i5 jeweils Produkte im Angebot, die vor allem mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Um die 200 Euro zahlt man in diesem Bereich für Prozessoren, die sich regelmäßig als Geheimtipp für Preisbewusste entpuppen.

AMD vernachlässigt die Mittelklasse – und Intel zieht davon

Seit dem Start der AMD Ryzen 5000-Generation gibt es dabei aber ein gewisses Ungleichgewicht. AMD hat mit den Zen 3-CPUs, Codename Matisse, nur vier Modelle in den Ring geschickt, von denen nur eines in die Mittelklasse fällt: der Ryzen 5 5600X. Mit einem Startpreis von über 300 Euro war er jedoch ziemlich teuer. Auch heute liegt der Preis noch über dem gewohnten Mittelklasse-Niveau. Das konnte AMD vor allem deshalb, weil die Ryzen 5000-Prozessoren Intels Konkurrenten regelrecht vom Platz fegten. Auf der Strecke blieb dabei allerdings das komplette Segment unterhalb der Ryzen 5 5600X. einen Nachfolger für den Ryzen 5 3600 gab es nie. Dieser wurde zwar weiter im Sortiment behalten, stieg aber bald im Preis und ist heute teils teurer als der Ryzen 5 5600X.

Der Bereich unterhalb von 200 Euro wurde damit de facto Intel überlassen. Der weltgrößte Prozessorhersteller nutzte die Chance und dominierte das Feld mit dem Core i5-10400F auf Augenhöhe mit dem Ryzen 5 3600, aber zum deutlich günstigeren Preis. Der Nachfolger Core i5-11400F konnte für 170 Euro (aktuell sogar günstiger) weitere Modelle der Ryzen 3000-Palette im Gaming abhängen, blieb jedoch noch hinter dem Ryzen 5 5600X zurück.

Alder Lake macht AMD nicht nur die Führung streitig

Seit dem Launch der Alder Lake-Generation hat sich das aber geändert. Während i9-12900K und Co. problemlos im Gaming die Führung übernehmen, ist der wahre Star der Intel Core i5-12400F. Er kann dank Intel 7-Fertigung und neuer Architektur den Ryzen 5 5600X im Gaming teilweise schlagen – und das für gerade einmal 179 Euro. Wehren kann sich AMD derzeit nur mit Preisnachlässen. In einer derzeit laufenden Aktion kostet der Ryzen 5 5600X nur mehr 225 Euro. Das ist aber noch immer 26% teurer als der i5-12400F.

Retten soll die Situation noch vor dem Launch der Ryzen 7000-Generation ein Ryzen 5 5600 für 199 US-Dollar, den AMD kürzlich erst vorgestellt hat – wie dieser performt muss sich aber noch zeigen. Möglicherweise unterbietet AMD aber auch den Preis des i5-12400F noch. Wir Kunden profitieren also vom Konkurrenzkampf.

i5-12400F vs. Ryzen 5 5600X: wo liegen die Unterschiede?

Doch wo liegen nun die genauen Unterschiede zwischen dem i5-12400F und Ryzen 5 5600X? Der größte Unterschied ist natürlich, dass sie von zwei unterschiedlichen Herstellern kommen: Intel und AMD. Sie teilen sich zwar gewisse Eigenschaften wie sechs Kerne, 12 Threads oder die Architekturbasis x86, die Unterschiede sind aber dennoch groß. Intel fertigt noch in eigenen Werken und setzt auf Intel 7, vormals als 10nm Enhanced Superfin bekannt, während AMD bei TSMC in N7 bzw. 7nm fertigen lässt. AMD setzt bereits auf ein Chiplet-Design, während Intel nach wie vor ein monolithisches Prozessor-Die verwendet.

Für den Nutzer gibt es vor allem bei den unterstützten Features Unterschiede. So können Alder Lake-S-CPUs und damit auch der i5-12400F erstmals mit DDR5-Speicher umgehen. Die neue Speicher-Technologie hat einiges an Potenzialen, steckt aber noch in den Kinderschuhen. Ebenfalls neu ist der Support von 16 PCIe 5.0-Lanes, die die Geschwindigkeit im Vergleich zu PCIe 4.0 verdoppeln. Beide Features sind Zukunftstechnologien, die zum jetzigen Zeitpunkt bedingt sinnvoll sind. Der Ryzen 5 5600X unterstützt jedoch nur DDR4 und PCIe 4.0.

Günstige, tote Plattform vs. teure, moderne Plattform

Damit sind wir auch schon beim Punkt Plattform angekommen. Mit Alder Lake-S ist Intel auch auf einen neuen Sockel umgestiegen: LGA-1700. Der neue Sockel bringt eine komplett neue, moderne Plattform mit sich, die nun DDR5 und PCIe 5.0 unterstützt und auch zur kommenden Generation namens Raptor Lake kompatibel ist. Die passenden Chipsätze sind Z690 fürs Highend samt Overclocking-Möglichkeit, B660 und H670 für die Mittelklasse und H610 für den Einstieg. Die neuen, überlegenen Features haben aber auch ihren Preis. 80,77 Euro kostet derzeit das günstigste H610-Motherboard – mit dürftiger Ausstattung. Wer ein B660-Motherboard mit mehr Features als H610 möchte, muss im günstigsten Fall bereits einen dreistelligen Betrag in die Hand nehmen. Für ein angemessen ausgestattetes B660-Motherboard sind schnell einmal 141 Euro fällig. Wer auf DDR5 setzen möchte, steigt bei 119 Euro ein (Preis gerade reduziert, sonst gut 185 Euro).

Bei der Konkurrenz von AMD zeigt sich preislich ein anderes Bild. Der Ryzen 5 5600X ist auch zu vielen B450-Motherboards kompatibel, die es sogar schon ab 43 Euro gibt. Mit angemessener Ausstattung und B550-Chipsatz sind es nur gut 116 Euro, die man für eines der beliebtesten B550-Modelle investieren muss. AMDs größter Vorteil ist dabei die Kompatibilität, die es Usern die letzten drei Jahre immer wieder ermöglicht hat, sehr einfach aufzurüsten. Wie wichtig das ist hat spätestens die Rolle rückwärts bei B450 und X470 gezeigt. Dieser große Vorteil ist heute aber auch gleichzeitig eine Sackgasse. Der AM4-Sockel und die dazugehörige Plattform ist praktisch tot – noch dieses Jahr steigt AMD auf AM5 um. Das bedeutet, dass sich eine Investition in ein neues B550-Board und einen Ryzen 5 5600X nicht unbedingt lohnt. Auf neue Generationen mit Support für DDR5 und PCIe 5.0 wird man nämlich nicht mehr umsteigen können, ohne das Motherboard zu tauschen.

Es bleibt also die Wahl zwischen teurer, moderner Plattform beim Intel Core i5-12400F mit B660 und toter, aber etwas günstigerer Plattform mit Ryzen 5 5600X und B550. Rechnet man den Plattform-Preis mit ein, ist man beim i5-12400F 321 Euro los, beim Ryzen 5 5600X sind es 341 Euro. Der preisliche Vorteil des i5 schrumpft also etwas.

Fazit: neu mit Intel, Aufrüsten mit AMD

Ryzen-CPUs haben in den letzten fünf Jahren einen stetigen Aufstieg hingelegt. Die AMD-Prozessoren konnten die Intel-Konkurrenz nicht nur in Schach halten, mit Ryzen 5000 sind sie bis an die Leistungsspitze gekommen. Auf dem Weg dorthin hat AMD aber seine treue Kundschaft im Mittel- und Einsteigersegment vergessen. Die Ryzen 5000-Prozessoren waren gnadenlos teuer und lange nicht unter 250 Euro zu bekommen. Einen Nachfolger für den Preis-Leistungskönig Ryzen 5 3600 gab es nicht – dieser stieg sogar drastisch im Preis. Genau in diesem Segment hat Intel mit den günstigsten i5-Prozessoren angesetzt und mit dem i5-10400F sowie i5-11400F einiges an Marktanteil gewonnen.

Der Intel Core i5-12400F der Alder Lake-S-Generation ist schließlich so performant, dass er es leistungsmäßig mit dem Ryzen 5 5600X aufnehmen kann. Er ist dabei mindestens ebenbürtig, oftmals sogar besser. Der deutlich niedrigere Preis ist eine wahre Bedrohung für AMD. Zumindest ein bisschen was an Preisnachlässen waren die Folge. Die echte Reaktion erfolgte aber erst vor Kurzem. AMD stellte neben dem Ryzen 7 5800X3D nun auch einen Ryzen 5 5600 für 199 US-Dollar und einen Ryzen 5 5500 für 159 US-Dollar, die ab dem 4. April verfügbar sein sollen.

Allen AMD-Prozessoren ist aber gleich, dass sie zwar auf einer erprobten, aber alten Plattform laufen. Für Aufrüster sind das perfekte Bedingungen. Wer von einem älteren Ryzen-System auf den Ryzen 5 5600X aufrüsten möchte, kann das mit BIOS-Update ab B450/X470 problemlos tun und steigt mit aktuell 225 Euro günstiger aus als mit einem Neukauf der Intel-Plattform. Wer jedoch von einem älteren System umsteigen möchte und ein neues Motherboard braucht, ist mit dem Intel Core i5-12400F besser beraten. Die Plattform bietet nicht nur Support für DDR5 und PCIe 5.0, sondern auch die Möglichkeit zum Aufrüsten auf Raptor Lake. Der Gesamtpreis ist mit 179 Euro für die CPU und 141 Euro für ein passendes Motherboard geringer als der Neukauf eines 5600X samt B550-Motherboard – bei identischer Leistung.

Weiterlesen: DDR5 oder DDR4 für Intel Alder Lake? Das ist zu beachten!

Über Florian Berger 77 Artikel
Florian Berger ist Autor bei PC Builder's Club. Durch sein Technikinteresse stieß er Ende 2019 zum kleinen Team dazu und kümmert sich seitdem um Verwaltung, Lektorat und viele Recherchen und Features.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*