AMD Ryzen 5000 auf X470 und B450? Das ist zu beachten!

B450 X470 für AMD Ryzen 5000
(Bild: Mockup PCBC/FB)

Die neuen AMD Ryzen 5000-Prozessoren sind dank AM4 auch zu alten Motherboards mit X470 und B450-Chipsatz kompatibel. Das gibt es zu beachten.

Ryzen 5000: Die letzten AM4-CPUs

Mit der kürzlich vorgestellten Ryzen 5000-Generation, Codename Vermeer, hat AMD zumindest für Ryzen auch sein Upgrade-Versprechen gehalten. Bereits bei der zweiten Generation bestätigte das Unternehmen, den AM4-Sockel bis 2020 nutzen zu wollen. Nach der vierten Generation ist nun allerdings Schluss. Die Ryzen 5000-CPUs sind die letzten, die noch auf AM4 basieren werden. Die nachfolgende Generation setzt auf einen noch unbekannten Sockel und könnte durch mehr Pins Features wie PCIe 5.0 und DDR5-Support ermöglichen.

Mit dem langen Support für AM4 hat sich AMD vor allem im eigenen Lager viele Freunde gemacht. Durch die Kompatibilität liefen die neuen Generationen immer auf den alten Motherboards. Einige Einschränkungen gab es jedoch auch. So kam mit Ryzen 3000 der Support für PCIe 4.0 – jedoch nur mit Motherboards mit neuem X570-Chipsatz. Zudem mussten die Board-Hersteller selbst für die Kompatibilität sorgen. Ryzen 3000 lief deshalb nicht auf allen Motherboards der ersten Ryzen-Generation problemlos.

Ryzen 5000 läuft noch auf X470 und B450 – mit Nachteilen

Das gleiche gilt für Ryzen 5000. Die CPUs sollten ursprünglich nur auf Motherboards der 500er-Serie und darüber laufen. In letzter Sekunde entschied sich AMD jedoch um und machte auch die alten 400er-Mainboards mit X470- und B450-Chipsatz kompatibel. Auch hier ist jedoch die Kompatibilität abhängig von den Motherboard-Herstellern. Diese müssen ein neues BIOS zur Verfügung stellen. Die Bereitschaft dazu haben jedoch alle großen Hersteller gezeigt. Besitzer eines X470- oder B450-Motherboards können deshalb meist problemlos auf einen Ryzen 5 5600X, Ryzen 7 5800X oder Ryzen 9 5900X upgraden. Selbst ein Ryzen 9 5950X mit 16 Kernen ist dank AM4-Sockel noch kompatibel. Allerdings gibt es vier Haken, die man davor kennen sollte.

AMD Ryzen 5000 Kompatibilität
Das ursprüngliche AMD-Announcement – für viele ein Schock, aber zum Glück nicht so eingetreten. (Bild: AMD)

Upgrade auf Ryzen 5000 erst ab 2021 möglich

Ich beginne mit dem wohl größten Haken, der die ersten zwei Monate nach dem Ryzen 5000-Launch bestehen wird. Die Upgrade-Möglichkeit wird es erst ab Januar 2021 geben. Das hat mehrere Gründe. AMD hat ursprünglich nicht damit geplant, Ryzen 5000 noch mit B450- und X470-Motherboards kompatibel zu machen. Nach einem Shitstorm ruderte das Unternehmen jedoch zurück und stellte es den Boardherstellern frei, auch die X470- und B450-Hauptplatinen mit der neuen CPU-Generation kompatibel zu machen. Dieses kompatibel zu machen dauert jedoch seine Zeit. Den Vorrang haben dabei Motherboards mit B550- und X570-Chipsatz. AMD bestätigt zwar, dass es kein Embargo für den Release von neuen BIOS-Versionen gibt, die Boardhersteller jedoch mit Januar 2021 planen.

Ein anderer Grund dürfte wohl auch die Gewinnspanne von Boards mit B450- und X470-Chipsatz sein. Diese finden durch die Kompatibilität mit Ryzen 3000 und den meist deutlich günstigeren Preis nach wie vor reißenden Absatz. Die meisten Hersteller legen für Ryzen 5000 jedoch auch neue Boards mit B550- und X570-Chipsatz auf. Die Auswirkungen des Launchs, das anstehende Weihnachtsgeschäft und die zu Beginn noch deutlich höheren Preise dürften so auch die Kassen bei Asus, Gigabyte, MSI und Co. klingeln lassen.

Wer sich also zum Launch einen Ryzen 5000-Prozessor kaufen möchte, kann diesen voraussichtlich nicht auf B450- und X470-Motherboards verwenden. Bis Januar 2021 sind Boards mit X570- oder B550-Chipsatz Pflicht. Wer noch abwarten und erst später upgraden möchte, kann sich jedoch entspannt zurücklehnen.

Kein Zurück nach einem BIOS-Update

Für das Upgrade auf Ryzen 5000 ist natürlich auch ein BIOS-Update Pflicht. Was sich völlig logisch und normal anhört, hat jedoch einen größeren Haken. Die Speicherchips, auf denen sich das BIOS befindet, wurden aufgrund ihrer Größe schon öfter zum Problem bei Updates, so auch bei Ryzen 3000. Oftmals sind nur 16 Megabyte große Speicherbausteine auf die Platinen gelötet. Diese können nicht die nötigen Microcode-Updates fassen, die für neue CPU-Modelle notwendig sind. Bei Ryzen 3000 hat das MSI sogar dazu bewogen hat, die gesamte Serie mit Max-Modellen und größerem Speicher neu aufzulegen.

Die gleichen Speicherprobleme werden nun auch bei Ryzen 5000 wieder ein Thema. Diesmal unterbindet AMD dies aber direkt. Wer einen der neuen Prozessoren auf einem X470- oder B450-Motherboard nutzen möchte, muss beim Update des BIOS den Code für die älteren Prozessoren ersetzen. Dadurch werden alle diese älteren Prozessoren auf einen Schlag inkompatibel. Ob davon auch Ryzen 3000-CPUs betroffen sind, ist noch nicht bekannt. Auch ein Downgrade auf eine ältere Version ist so nicht mehr möglich – einmal geupdatet gibt es also keinen Weg zurück. Wer einen Ryzen 5000-Prozessor auf einem X470- oder B450-Motherboard nutzen möchte, muss sich also mit der permanenten Änderung zufriedengeben.

Kein PCIe 4.0

Ein Feature, das bereits mit Ryzen 3000 Einzug gehalten hat, ist die Unterstützung des schnelleren PCIe 4.0-Standards. Obwohl Asus und andere Hersteller bereits damals eine Kompatibilität der alten Boards mit dem neuen Feature zugesagt haben, unterband AMD dieses Feature schnell. Motherboards mit X470 und B450 sind daher nicht zu PCIe 4.0 kompatibel. Das gleiche gilt nun auch für Ryzen 5000. Auch hier gibt es keinen Support für den schnelleren Übertragungsstandard. Dieser ist aktuell noch wenig relevant, könnte in Zukunft durch immer forderndere Anwendungen oder schnellere Grafikkarten aber weiter Aufwind bekommen. Auch die neuen Nvidia Ampere-Grafikkarten beherrschen das Feature. Eine besondere Rolle spielt PCIe 4.0 zudem mit den neuen AMD Big Navi-Grafikkarten, mehr dazu in der nächsten Passage.

Aktuell ist PCIe 4.0 jedoch noch nicht relevant. Erste Tests mit Nvidia Ampere zeigen, dass es praktisch keinen Unterschied gibt. Wer zudem bereits ein B450- oder X470-Motherboard besitzt, geht kein Risiko ein, da auch danach noch unkompliziert auf Board mit X570 oder B550 geupgradet werden kann.

Neue Radeon-Features nur mit 500er-Motherboards

Ein weiteres Manko für alle AMD-Fans könnte tatsächlich ein Feature sein, das mit den Ryzen 5000-CPUs gar nichts zu tun hat. Vor kurzem hat AMD neue Grafikkarten namens Big Navi vorgestellt. Diese kommen im Zusammenspiel mit den neuen Ryzen 5000-Prozessoren mit einem besonderen Feature namens Smart Access Memory. Dieses soll den direkten Zugriff des Prozessors auf den Videospeicher der Grafikkarte ermöglichen. AMD hat sich bei der Vorstellung der RX 6000-GPUs zwar noch sehr bedeckt über das Feature gehalten, die Performance soll durch diese Maßnahme je nach Spiel aber um bis zu 11 Prozent steigen.

AMD Smart Access Memory Ryzen 5000 PCIe 4.0 Radeon RX 6000
(Bild: AMD)

Der Haken an der Sache ist jedoch schnell gefunden: vermutlich aufgrund der benötigten PCIe 4.0-Geschwindigkeit funktioniert das Feature nur auf Boards mit 500er-Chipsatz. Ob das auch Motherboards mit A520-Chipsatz einschließt, ist nicht ganz klar. Definitiv nicht funktioniert Smart Access Memory jedoch auf Boards mit X470- oder B450-Chipsatz. Der Einsatz eines solchen in Kombination mit einer neuen RX 6800, RX 6800 XT oder RX 6900 XT kostet also tatsächlich Leistung.

X470 und B450: diese Motherboards sind kompatibel mit Ryzen 5000

AMD hat aufgrund der Speicherplatzproblematik für das BIOS den Motherboard-Herstellern freigestellt, ob sie ihre X470- und B450-Modelle kompatibel machen. Dem Druck der eigenen Fans nachgebend haben sich bereits die meisten großen Hersteller zur Upgrademöglichkeit bekannt. Dazu gehören Asus, Biostar, Gigabyte und MSI. Kompatibel sollen dabei alle Boards sein. Schweigen gibt es derzeit noch von ASRock, vermutlich gibt aber auch dieser Hersteller nach, um sich keinen Shitstorm einzuhandeln.

Zu Beachten ist jedoch, dass die meisten Hersteller bisher nur eine Kompatibilität ab Frühjahr 2021 zugesagt haben. Es ist daher durchaus möglich, dass sich die Zeitpläne noch einmal ändern oder es einzelne Anpassungen gibt.

Fazit: Upgrade mit vier Haken

Grundsätzlich macht es AMD einem als Besitzer eines Ryzen-Prozessors sehr leicht, einfach auf Ryzen 5000 upzugraden. Sollte es nicht gerade eine CPU samt Motherboard der ersten Generation sein, ist die Kompatibilität in sehr vielen Fällen gegeben. Auch Motherboards mit X470 und B450-Chipsatz sind weiterhin kompatibel, sofern die Boardhersteller entsprechende BIOS-Updates zur Verfügung stellen. Bewusst sein sollte man sich jedoch, dass das BIOS-Update für Ryzen 5000 einen Point of no Return darstellt. Einmal geupdatet funktionieren ausschließlich die neuen Prozessoren auf den Motherboards.

Wie schon bei Ryzen 3000 gibt es ebenfalls kein PCIe 4.0. Was davor noch keine großartige Einschränkung war, könnte für die Zukunft jedoch wichtig werden. Auch Nvidia setzt mit den neuen Ampere-GPUs bereits darauf – die Bandbreite scheint jedoch nicht so wichtig wie eine starke CPU zu sein. Wer plant, eine der neuen Big Navi-Grafikkarten alias Radeon RX 6800, RX 6800 XT oder RX 6900 XT in sein System einzubauen, kann mit B450- und X470-Motherboards ein weiteres Feature nicht nutzen: Smart Access Memory. Diese Funktion ermöglicht der Ryzen 5000-CPU direkten Zugriff auf den Videospeicher der GPU und dadurch höhere FPS. Sie benötigt jedoch PCIe 4.0 – und damit ein Board mit X570- oder B550-Chipsatz.

Einen großen Wermutstropfen stellt jedoch die Verfügbarkeit der Updates erst ab 2021 dar. Enthusiasten, die direkt ab Start auf Ryzen 5000 upgraden möchten, brauchen somit quasi zwingend ein neues Board, sofern sie noch kein X570- oder B550-Motherboard ihr Eigen nennen. Wer den Launch-Trubel sowieso erst einmal hinter sich bringen möchte, kann aber auch getrost noch auf die Updates Anfang 2021 warten. Anschließend kann man problemlos auf Ryzen 5000 upgraden, sollte sich jedoch den oben genannten Einschränkungen bewusst sein. Wer upgradet, verliert prinzipiell auch nicht die Option, nachträglich noch ein neues Board zu kaufen. Das Upgrade auf B550 oder X570 kann zwar aufwändig sein, kann sich bei Unzufriedenheit aber lohnen. Wer neu kauft, sollte in jedem Fall auf ein Motherboard mit B550- oder X570-Chipsatz setzen. Eine Übersicht zu allen neuen, kompatiblen und empfehlenswerten Motherboards für Ryzen 5000 haben wir hier.

Über Florian Berger 77 Artikel
Florian Berger ist Autor bei PC Builder's Club. Durch sein Technikinteresse stieß er Ende 2019 zum kleinen Team dazu und kümmert sich seitdem um Verwaltung, Lektorat und viele Recherchen und Features.

4 Kommentare

  1. AMD hat sein Versprechen NICHT eingehalten.
    Was nutzt mir der AMD4-Sockel, wenn ich mir damals mit dem Ryzen 1000 ein B350-Mainboard gekauft habe?

    • Das Versprechen war, weiterhin AM4 zu nutzen und eine gewisse Interkompatibilität zu bewahren. Diese ist auch für drei Generationen gewahrt worden. Ich verstehe einerseits AMD, dass gewisse Altlasten nicht mitgetragen werden wollen, andererseits aber auch den Kunden, denn so wirklich kompatibel ist das alles nicht – da muss man sich dann schon den Vergleich mit Intel gefallen lassen, dass nur zwei Generationen immer kompatibel sind. Verglichen sind aber auch wirklich sinnvolle Features dazugekommen (PCIe 4.0 zum Beispiel). Und irgendwann kann man sich schon auch mal ein neues Motherboard gönnen 😉

      • Früher wars bei AMD etwas deutlicher mit AM2 und AM2+, Am3 und AM3+… Da wars zumindest klar, dass die neuen Funktionen nur mit dem neuen Standard genutzt werden können.

    • Neues Board kaufen, darauf läuft auch dein Ryzen 1000er (ja das geht, etwas informieren).
      Wenn die Preise sich entspannt haben, holst dir nen neuen 5000er.
      Dann mal neuen RAM, später die M.2 usw usw. Deinen CPU-Kühler passt die ganze Zeit über. 😉

      Die Kompatibilität besteht darin, dass du nach und nach umrüsten kannst und ein fähiges System hast, ohne direkt ein komplett neues System zu benötigen.
      Ich finde das fair. Man will ja auch neuste Technik haben und nicht wegen Kompatibilität auf alten Standards verweilen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*