Die Intel Alder Lake-CPUs sind die ersten mit DDR5. Doch braucht es DDR5 für i9-12900K, i5-12600K und Co. wirklich oder reicht DDR4 auch?
Die DDR5-Zukunft ist da
Die Computertechnik entwickelt sich von Jahr zu Jahr immer rasanter. Immer schnellere Prozessoren und Grafikkarten brauchen immer schnellere Daten- und Speicherinterfaces, um das Maximum an Performance rauszuholen. Das gilt auch für Arbeitsspeicher. Die Arbeitsspeichertechnik DDR4 begleitet uns seit Intel Haswell-E aus 2014. In diesen sieben Jahren hat sich der Standard mit immer höheren Taktraten stetig weiterentwickelt. Heute sind DDR4-3200 oder gar DDR4-3600 die Regel und noch dazu sehr günstig.
Mit der neuen Alder Lake-Generation ist es wieder Intel, das beim Speicherstandard vorprescht. Denn der Core i9-12900K und Co. unterstützen bereits DDR5, offiziell bis zum JEDEC-Standard DDR5-4800. Was DDR5 kann, haben wir in diesem Artikel beschrieben. Kurzum: technisch ist der neue Standard ein Meilenstein. Es gibt allerdings zwei Haken: Einerseits ist DDR5-Speicher in Anbetracht der technischen Möglichkeiten noch relativ lahm. Der Standard reicht bis DDR5-6400, erste OC-Module kommen aber „nur“ mit bis zu DDR5-6000. Auch die Latenzen sind durch höhere Timings noch relativ hoch. Andererseits ist DDR5 durch die (noch) geringe Produktionsmenge sehr teuer. Sofern man ein Kit bekommt, sind fast nur 32 Gigabyte-Kits verfügbar, die bei 400 Euro aufwärts anfangen, Tendenz derzeit steigend. Der Preis dürfte sich mit mehr Angebot bald wieder erholen.
Alder Lake ist auch zu DDR4 kompatibel
Dass es hier zum Problem kommt, weiß auch Intel. Deshalb ist Alder Lake auch zu DDR4 kompatibel, um den Umstieg zu erleichtern. Sogleich folgt aber der nächste Stolperstein: DDR5 und DDR4 setzen zwar auf gleich viele Pins, Sockel und Module sind aber unterschiedlich aufgebaut und damit inkompatibel zueinander. Mit der Wahl eines Motherboards legt man sich also auf eine der beiden Speichertechnologien fest. Ein späteres Upgrade auf DDR5, sobald die Preise sinken und bessere Module bereitstehen, klappt also nur mit dem Tausch des Motherboards. Auch eine weitere Gefahr besteht: der Alder Lake-Nachfolger mit dem Codenamen Raptor Lake wird voraussichtlich zwar ebenfalls auf den LGA-1700-Sockel setzen, es ist aber ungewiss, ob der DDR4-Support bleibt. Möglicherweise sind also nur Motherboards mit DDR5 zu Raptor Lake kompatibel.
Was von DDR5 profitiert und was nicht
Doch braucht es DDR5 in dieser Form denn überhaupt oder läuft man in ein typisches Early Adopter-Problem? Die ausführlichen Benchmarks bei unseren Kollegen von PC Games Hardware zeigen: DDR5 ist in allen Workloads und Spielen mindestens gleichauf, in manchen aber auch weit vorne. Allerdings kommt es stark auf das Speicherkit an. DDR4 hat schärfere Timings und erzielt dadurch niedrigere Latenzen, was sich positiv auf die Spieleleistung auswirkt, während beim Datendurchsatz DDR5 deutlich die Oberhand behält. In 7Zip beispielsweise hängt das G.Skill Trident Z5 RGB mit DDR5-6000 und CL36-36-36-76-Timings ein DDR4-3200-Standardkit mit CL16-18-18-38-Timings um satte 42,7 Prozent ab. Auch das DDR5-4800-Kit ist hier 31,6 Prozent schneller.
Der Abstand schrumpft in Spielen allerdings. Im Cyberpunk 2077-Test ist das DDR5-4800-Kit nur mehr 9,1 Prozent vorne, das teurere DDR5-6000-Kit von G.Skill erreicht 16,1 Prozent mehr FPS. In Kingdom Come: Deliverance ist der Vorsprung schließlich endgültig passé. Das DDR5-4800-Kit erreicht im Vergleich zu DDR4-3200 ein 2,7% schlechteres Ergebnis. Nur das DDR5-6000-Kit ist 6,6 Prozent schneller. PC Games Hardware hat auch gemessen, wie sich die beiden Spiele bei einer weiteren Hintergrundlast auf den Speicher verhalten. Hier kann die höhere Bandbreite von DDR5 nun endgültig zuschlagen. In Cyberpunk 2077 sind die Kits 30,3 und 46,8 Prozent vorne, in Kingdom Come: Deliverance 17,3 und 36,9 Prozent.
Vereinfacht lässt sich also sagen, dass DDR5 in Spielen zwar keinen meilenweiten Vorsprung gegenüber DDR4 hat, aber dennoch besser performt. In Anwendungen, die stärker auf Speicherbandbreite getrimmt sind, ist der neue Speicherstandard aber definitiv im Vorteil. Außerdem steht DDR5 erst am Anfang, während bei DDR4 bereits so ziemlich das Ende der Optimierungs-Fahnenstange erreicht ist. Bei den aktuellen Preisen ist der Griff zu einem guten DDR4-Kit mit niedriger Latenz aber definitiv die bessere Wahl und auch bei der Leistung pro Euro vorne.
DDR4 ist bereits „End of Life”
Bei der Entscheidung, ob man sich für DDR4 oder DDR5 für Intel Alder Lake entscheiden soll, kommt noch ein weiterer Faktor ins Spiel, und zwar der Zukunftsaspekt. So wie heute niemand mehr eine Plattform mit DDR3-Arbeitsspeicher empfehlen würde, stehen wir gerade am Anfang vom DDR4-Ende. DDR4 ist eine äußerst erwachsene Plattform. Speicherkits mit der höchsten JEDEC-Stufe DDR4-3200 gibt es fast schon hinterhergeworfen, Modelle mit mehr Takt und besseren Timings sind ebenfalls erschwinglich. Sogar Kits mit DDR4-5333 gibt es. Der Standard ist bis zum letzten Leistungsquäntchen ausgequetscht. Und dennoch ist der Untergang von DDR4 bereits besiegelt. Hälts sich Intel an die Erfahrungen mit dem DDR4-Umstieg, unterstützt bereits die 14. Intel Core-Generation ausschließlich DDR5. Und auch AMD wird in naher Zukunft umsteigen. Ob der Support für DDR4 in der kommenden Zen 4 bzw. Ryzen 6000-Generation gegeben ist, steht hier sogar noch in den Sternen (auch wenn so ein Vorgehen realistisch ist).
Wer sich ein neues System kauft sollte sich also bewusst sein, dass man mit dem Einsatz von DDR4 auf alte Technik ohne Zukunftspotenzial setzt. DDR5 steht hingegen noch am Start und wird in den nächsten Monaten und Jahren nicht nur deutlich performanter, sondern auch deutlich günstiger werden. Sobald der Großteil der DRAM-Produktion auf DDR5 umgestellt ist, stellt sich die Frage dann überhaupt nicht mehr.
Qual der Wahl – DDR4 oder DDR5 für Alder Lake?
Bis DDR5 zu passablen Preisen verfügbar ist, wird es noch länger dauern. Daher ist je nach Einsatzzweck auch DDR4 für Intel Alder Lake noch eine gute Alternative. Wer bereits ein gutes DDR4-Speicherkit besitzt, kann sich die Mehrkosten getrost sparen und auch für Alder Lake noch ein DDR4-Motherboard kaufen. Auch bei einem Neukauf im Mittelklasse-Segment empfehlen wir noch DDR4, da die Preise einfach um Welten besser sind. Empfehlenswerte Kits gibt es bereits ab 50 Euro, selbst Kits mit DDR4-3600 und bis zu CL14-Latenz sind günstig. DDR5 hingegen kostet doppelt so viel und mehr, wenn man überhaupt Kits bekommt. Wer also mit einem Intel Core i5-12600K (Bestpreis) liebäugelt, der kann getrost auf DDR4 setzen.
Wer hingegen für die Zukunft gut aufgestellt sein möchte, sollte auch über DDR5 für Alder Lake nachdenken. Die DDR5-Motherboards sind nicht teurer als ihre DDR4-Pendants, in Richtung Oberklasse bis Highend gibt es außerdem deutlich mehr Auswahl. Käufer eines i9-12900K (Bestpreis) können so noch einmal ein gutes Leistungsplus aus der CPU herausholen und haben einen entscheidenden Vorteil: sie setzen auf eine Technologie, die sich noch massiv weiterentwickeln wird. Oben drauf kommen Technologien wie XMP 3.0. Hoch getaktete Speicherkits wie das G.Skill Trident Z5 RGB DDR5-6000 sind DDR4-Speicher in jeder Hinsicht überlegen. Der Preis ist mit 650 Euro aufwärts aber mehr als gesalzen. Hauptproblem ist derzeit zudem die Verfügbarkeit. Die Hersteller Adata, Corsair, Crucial, G.Skill, Kingston und TeamGroup haben zwar alle brav Kits angekündigt und releast. Viele Kits sind aber schlicht nicht erhältlich, während bei DDR4 auch sehr gute Kits verfügbar und vergleichsweise günstig sind.
Sehr gut zusammengefasst, vielen Dank! Als Hauptprobleme sehe ich halt, dass die DDR5-Riegel wieder mal wie blöd gescalpt werden – wer weiß, ob die überhaupt mal für Alder Lake verfügbar sind. Aber das Performancepotenzial ist halt schon krass da – eigentlich wäre ein 12900K mit DDR4 auch irgendwie wasted.