NiceHash ist es gelungen, die Lite Hash Rate (LHR)-Beschränkungen von Nvidia-Grafikkarten zu knacken. Was das für Gamer bedeutet.
LHR: Der Nvidia-Kampf gegen die Miner
Die Grafikkartenkrise flaut gerade etwas ab, Grafikkarten werden wieder zur UVP verfügbar. Die seit zwei Jahren anhaltende Knappheit der Pixelbeschleuniger hat vor allem Gamer hart getroffen. Mehrere Faktoren sorgten für die Krise: pandemiebedingt standen in Asien viele Werke still, auch die Rohstoffsituation und die Logistik entwickelten sich zum reinen Chaos. Der größte Faktor dürfte aber die wieder steigende Popularität des Minings gewesen sein. Die neuen Grafikkarten der Nvidia GeForce RTX 3000- und AMD Radeon RX 6000-Serie lieferten deutlich mehr Mining-Leistung als es vorherige Generationen taten. Die Miner sahen Grafikkarten zudem als Investment, das bares Geld bringen konnte, während sie für viele Gamer ein Luxusartikel sind. Die Folge: die Miner trieben die Nachfrage und den Kaufpreis von Grafikkarten massiv in die Höhe. Es profitierten am Ende vor allem Großhändler und Retailer, die ihre Ware teilweise gar nicht mehr an Endkunden verkauften.
All das bescherte vor allem Nvidia schnell einen schlechten Ruf. Bereits während der ersten Mining-Krise 2017 profitierte das Unternehmen stark von den Minern. Im Jahr 2018 war der Spuk dann allerdings vorerst vorbei. Bei der aktuellen Krise war Nvidia deshalb von Anfang an bemüht, Lösungen zu finden. Neben dem direkten Verkauf der Founders Edition bei Notebooksbilliger zum UVP-Preis gab es auch technische Sperren. Ein erster Versuch war ein Treiber mit Mining-Limit, welches jedoch nach kürzester Zeit umgangen werden konnte. Der zweite, deutlich größere Eingriff war schließlich die Einführung von Lite Hash Rate (LHR). Dabei handelt es sich um eine technische Sperre, die erkennt, ob die Grafikkarte zum Mining eingesetzt wird. Die Mining-Leistung wird so auf gut die Hälfte reduziert. Dies hat Nvidia vermutlich über die Firmware realisiert, da nach der Einführung alle Modelle gegen LHR-Modelle ersetzt wurden. Neuere GPU-Serien wie die RTX 3050 unterstützen LHR schon nativ.
NiceHash umgeht erfolgreich die LHR-Beschränkungen
Unerfreulich war LHR natürlich für (semi-)professionelle Miner, die ihren Profit in Gefahr sahen. Zwar bediente Nvidia auch diesen Markt mit eigenen Mining-Grafikkarten, der Return of Invest war bei Gaming-Grafikkarten aber schneller gegeben. Da ist es nicht verwunderlich, dass verschiedene Firmen an der Umgehung der Lite Hash Rate-Sperre gearbeitet haben. Einem der größten Unternehmen ist dies nun scheinbar gelungen: NiceHash verkündete gestern über die eigene Website, die LHR-Sperre zu 100% geknackt zu haben. Mit dem QuickMiner v0.5.4.0 RC lässt sich wieder mit voller Geschwindigkeit auch auf LHR-Grafikkarten minen. Es gibt allerdings ein paar Einschränkungen. So läuft die Software aktuell nur auf Windows und bietet nur eine Entsperrung für den Dagger Hashimoto (Ethash)-Algorithmus, den Ethereum einsetzt. Letzteres dürfte weniger ein Problem sein, da die größten Profite wohl bei Ethereum zu holen sind. Bei der neuen Version des QuickMiners handelt es sich außerdem um keine „Stable Version“, sondern eher um eine Beta-Variante („Release Candidate).
Durch die neue Software-Version minen alle Nvidia-Grafikkarten mit LHR-Beschränkung wieder auf gewohntem Niveau. Die RTX 3060 erreicht so 50 MH/s, die RTX 3060 Ti und RTX 3070 kommen auf ca. 60 MH/s. Bei der RTX 3070 Ti sind 81 MH/s drinnen, die RTX 3080 schafft laut NiceHash wieder 98 MH/s. Mit der RTX 3080 Ti lassen sich sogar bis zu 120 MH/s minen. Nicht umgehen konnte NiceHash die Sperre übrigens bei der RTX 3050 und der RTX 3080 12G, die schon eine neuere Version namens LHRv3 verbaut haben sollen. Wie NiceHash die Umgehung gelungen ist, kommentiert das Unternehmen nur mit „It’s a Kind of Magic“ mit Verweis auf das gleichnamige Lied von Queen.
Auch wir haben kurzfristig den NiceHash QuickMiner v0.5.4.9 RC installiert und mit unserer RTX 3060 Ti LHR getestet. Wie von NiceHash versprochen kamen wir wieder auf gewohnte 60 MH/s im Ethereum-Mining.
Was der Fall der LHR-Sperre für Gamer bedeutet
Wem bei der Ankündigung von NiceHash auch das Herz in die Hose gerutscht ist, den wollen wir zumindest etwas beruhigen: es gibt einen Silberstreif am Horizont. Aktuell stagniert die Netzwerkhashrate von Ethereum bei rund einem PH/s. Das ist ein Indiz dafür, dass Miner aktuell nur wenig Geld in neues Equipment investieren. Potenziell führt der Fall der LHR-Sperre zwar wieder zu einem kleineren Run auf Gaming-Grafikkarten, langfristig ist groß angelegtes GPU-Mining aber bald schon Geschichte. Die aktuell größte minebare Kryptowährung, Ethereum, steigt bald schon auf Proof of Stake um. Der sogenannte Merge, früher noch Ethereum 2.0 genannt, beendet das Mining auf der Ethereum-Blockchain durch einen anderen Konsens-Algorithmus endgültig. Ursprünglich war der Merge schon für das zweite Quartal 2022 vorgesehen, einer der Ethereum-Entwickler kündigte aber eine Verschiebung um ein paar Monate an.
Auch ein anderer Faktor drückt die Grafikkarten-Preise gerade nach unten: Nvidia und AMD launchen im Herbst neue Modellreihen. Wer dennoch einen neuen Run auf Gaming-Grafikkarten mit LHR-Sperre fürchtet, sollte die aktuell niedrigen Preise nutzen. In diesem Artikel haben wir alle günstigsten Preise zusammengetragen, im Mindstar gibt es aktuell besonders günstige GPU-Schnäppchen zu kaufen.
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