Derzeit plant Intel scheinbar neue Server-Prozessoren unter dem Namen Cascade Lake-AP. Diese sollen bis zu 56 Kerne auf zwei Dies haben.
Der Trend geht hin zu mehr Kernen
Die Computex hat bei dem ein- oder anderen Erstaunen ausgelöst. Intel präsentierte einen 28 Kern-Prozessor für den HEDT-Markt, AMD konterte am Tag drauf mit einem 32 Kerne-Threadripper, welcher noch dazu auf die bereits bekannte TR4-Plattform passt. Der Trend im Computing-Bereich geht schlichtweg zu mehr Kernen. Was im Servermarkt bereits gang und gäbe ist, erreicht jetzt schön langsam auch die Privatuser. Auslöser zur Erhöhung der Kerne war wohl AMDs Ryzen-Plattform, welche im Jahr 2017 launchte. Mit den starken Prozessoren zwang AMD sogar den Konkurrenten Intel, seine Kern-Politik zu überdenken. Das Unternehmen hatte seit über 10 Jahren in der Core i-Serie für den Mainstream nur vier Kerne und acht Threads. Das Resultat war ein zügig auf den Markt gebrachter Sechskerner, genannt Coffee Lake. Dieses Jahr soll Intel mit einem Achtkern-Flaggschiff für den Mainstream sogar noch einmal nachlegen. Der Hersteller hat damit innerhalb eines Jahres die Anzahl der Kerne in seinem Mainstream-Portfolio um 100 Prozent gesteigert.
Doch warum eigentlich? Berechtigterweise stellt sich die Frage: wer braucht so viele Kerne? Früher ging es doch auch mit deutlich weniger! Die Zeiten ändern sich scheinbar aber gerade. Früher haben vor allem die Game-Hersteller eher auf hohen Takt und IPC entwickelt. Mit dem Mehrkerntrend könnte sich auch das ändern. Zwar gibt es nach wie vor viele Operationen, die nicht sequenziell, sondern seriell abgearbeitet werden müssen, das ändert sich aber mit dem Trend zu mehr Kernen genauso. Anwendungen nutzen mehr Kerne sowieso schon deutlich länger. Daher ist es langfristig gesehen wohl auch ein Gewinn für die meisten Spiele.
Cascade Lake-AP: 56 Kerne auf Multi Die-Package
Vor allem in der Serverwelt sind viele Kerne bereits heute deutlich wichtiger, als immens hoher Takt. Letztes Jahr steigerte sich AMD mit Epyc bereits auf 32 Kerne, während Intel auf 28 Kerne mit Skylake-SP setzte. Das Kürzel SP bedeutet dabei Scalable Processor. Intel selbst hat vor kurzem den Codenamen Cascade Lake-AP ins Spiel gebracht. AP soll dabei für Advanced Processor stehen und soll sich über SP ansiedeln. Dabei kursiert aktuell auch ein BGA-Package mit 5.903 Kontakten, welches ebenfalls zu Cascade Lake-AP gehören soll.
Die vielen Kontakte haben dabei auch ihren Grund. Intel könnte den Prozessor mit insgesamt 56 Kernen ausstatten. Dafür soll ein Multi Die-Package zum Einsatz kommen, wie der Analyst Ashraf Eassa kürzlich twitterte. Diese Technik kommt bereits bei den Zeppelin-Dies von AMD in Epyc, Threadripper und Ryzen zum Einsatz. Letztes Jahr noch spottete Intel über den „zusammengeklebten“ 32-Kerner Epyc. Dieses Jahr scheint sich die Sache etwas geändert zu haben. Die 56 Kerne sollen sich aus zwei Cascade Lake-Dies mit jeweils 28 Kernen zusammensetzen. Diese sind mit einem Interposer zusammengeschlossen. Da Cascade Lake nur eine Verfeinerung von Skylake darstellt, kommt auch hier das 14nm-Verfahren zum Einsatz.
Die Antwort auf Epyc 2
Dass Intel jetzt die Kernanzahl so drastisch erhöht, könnte auch durch die Konkurrenz bedingt sein. AMD hat bereits gezeigt, welche Leistung seine Epyc-Prozessoren durch das Multi Die-Konzept mit dem Inifinity Fabric genannten Interposer erreichen können. Bei dem Chiphersteller stand bereits für Zen+ ein Shrink von 14nm auf 12nmLP an. Mit Zen 2 schrumpft der Fertigungsprozess durch 7nm auf die Hälfte der Strukturbreite. AMD könnte daher einzelne Dies mit 12 oder sogar 16 Kernen bauen. Auf einem Package mit vier Dies könnte Epyc so mit 48 oder sogar 64 Kernen auf den Markt kommen. Dieser Kernzahl könnte Intel dann wenig entgegensetzen. Der 56 Kerne-Prozessor gilt daher als äußerst realistisch.
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