Das SenseForce Pad-Extreme ist eine Sitzauflage, die Games, Musik und Filme auch am Körper spürbar machen soll. Wir haben sie getestet.
Einleitung – mehr Realität mit dem SenseForce Pad-Extreme
Wer gern auf Konzerte geht, kennt das. Das Feeling auf Konzerten ist einfach ein komplett anderes als das, was aus unseren Kopfhörern oder Soundanlagen zuhause schallt. Neben den anderen Fans, der hitzigen Atmosphäre und der Band auf der Bühne fehlt aber vor allem eins: das haptische Gefühl von Livemusik.
Das dachten sich auch die Entwickler des SenseForce Pad-Extreme. Sie fanden es schade, dass selbst hochwertige Aufnahmen und DVDs von Live-Konzerten nicht das Feeling erzeugen konnten, das der Besuch eines Konzerts in einem aufkommen lässt. Die Atmosphäre lässt sich zwar schwer zuhause erleben, doch zumindest das Gefühl, das die Musik der Live-Anlagen auf den Körper überträgt, wollten sie auch zuhause erleben. Es war also klar: neben hören und sehen musste eine weitere Komponente des Erlebnisses her: das Fühlen.
Das SenseForce Pad-Extreme soll schließlich die Antwort auf das Problem des fehlenden Fühl-Faktors sein. Die Sitzauflage soll das Spiele-, Musik und-Film Erlebnis um den Faktor Fühlen erweitern. Das geschieht durch vier Vibrationszonen, die je nach Sound von Spielen, Filmen und Musik anders reagieren. Dabei haben die Macher von iFeel Tactile Systems ihre Grundidee noch einmal erweitert. Neben einem realerem Gefühl für Filme und Musik soll das SenseForce Pad-Extreme bei Spielen auch einen taktischen Vorteil bringen. Was die Sitzauflage tatsächlich leistet und wie das Gefühl darauf ist, klären wir in unserem heutigen Review.
Lieferumfang, Design, Material und Verarbeitung
Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Pad ein Netzteil, ein Verlängerungskabel für das Netzteil, Gurte zur Befestigung des Pads, ein Audio-Kabel und zu guter Letzt eine Kurzanleitung.
Das SenseForce Pad-Extreme ist allgemein sauber und wertig verarbeitet. Der Bezug besteht aus perforiertem Kunstleder, die Sitzfläche wird durch rote Nähte optisch in mehrere kleine Abschnitte unterteilt. Für die Befestigung sind am Pad seitlich an der Lehne zwei verstellbare Gurte angebracht. Auch die Sitzfläche lässt sich mit einem verstellbaren Gurt fixieren. Das Innenleben besteht größtenteils aus Schaumstoff, weiters sind noch vier Lautsprecher, welche für die Vibrationen verantwortlich sind, verbaut. Die Lautsprecher sind so verteilt, dass sich vier Zonen ergeben. Diese sind in der Lehne links und rechts oben und in der Sitzfläche rechts und links vorne. Die Anschlüsse des Pads befinden sich, von der Sitzposition aus gesehen, rechts unterhalb der Lehne. Die Steuerung zur individuellen Anpassung ist rechts vorne als eine Art zusätzliches Steuerungsfeld direkt in die Sitzauflage integriert.
Bedienung
Viel Vorbereitung braucht das SenseForce Pad-Extreme nicht. Man legt es auf den Stuhl oder auch die Couch seiner Wahl und befestigt es mit den drei Gurten. Diese sind flexibel, was die Anbringung deutlich vereinfacht. Danach muss das Pad noch an den Strom und die Audioquelle angeschlossen werden. Der Strom kommt von einem 12 Volt-Netzteil, das Kabel wird einfach in das Anschlusspanel des Pad-Extreme gesteckt. Die Audioquelle kann man wahlweise über Bluetooth oder einen 3,5 Millimeter-Anschluss mit dem Pad-Extreme verbinden.
Die Bedienung des SenseForce Pad-Extreme ist recht einfach gestaltet. Es gibt vier verschiedene Parameter, die man ändern kann. Die Lautstärke der angeschlossenen Kopfhörer kann lauter oder leiser gestellt werden. Auch die Vibrationscharakteristik lässt sich einstellen, auf höhere oder tiefere Töne. Die Intensität, mit der das Pad vibriert, ist ebenfalls stärker oder schwächer einstellbar. Es besteht zudem die Möglichkeit den Vibrationsbereich nach innen oder außen zu richten. Für diese Einstellungen sind jeweils zwei Buttons vorhanden, die durch die weiche Sitzauflage auf einem herausstehenden Feld bedient werden.
Bereits beim Anschließen ist uns die erste Schwäche des Pad-Extreme aufgefallen. Die Kabel sind trotz ausreichender Länge sehr oft im Weg. Vor allem an einem Stuhl mit Rollen kann es passieren, dass man sich die Kabel durch das darüberfahren auch aussteckt. Besonders das Audiokabel, welches vom Smartphone, Fernseher oder PC kommt, ist dabei oft im Weg. Für das Audio-Signal ist daher die Bluetooth-Verbindung die bessere Wahl. Das Pad gibt sich für jeden als „iFeel miniAmp“ zu erkennen, was verwirrend sein kann. Das Koppeln hingegen funktioniert zügig und problemlos, die Übertragungsqualität ist sehr gut. Anders sieht es beim Kabel aus. Das mitgelieferte Audiokabel ist qualitativ leider sehr schlecht und erzeugte bereits Brummschleifen, die das Erlebnis völlig zunichte machen können. Diese Brummschleifen sind auch generell ein Problem. So sind bei der Nutzung mit egal welchem Miniklinken-Kabel manchmal unerklärliche Brummschleifen entstanden,
die so laut waren, dass wir uns den Kopfhörer vom Kopf gerissen haben. Auch dieses Problem gibt es mit der Bluetooth-Verbindung nicht.
Ein weiteres Manko ist die Steuerung der Charakteristik. Man kann leider nirgends sehen, auf welche Stufe der jeweilige Parameter gestellt ist, weshalb man nur erfühlen oder hören kann, was genau die Einstellung gerade verändert. Da es generell ums Fühlen geht, stört das nicht wirklich. Eine Anzeige wäre trotzdem von Vorteil gewesen, wenn man verschiedene Settings ausprobiert und zum Beispiel für einen Film eine frühere Einstellung wiederherstellen möchte.
Erlebnis
Kommen wir nun zum eigentlichen Hauptthema des SenseForce Pad-Extreme, dem Fühlerlebnis. Grundsätzlich arbeitet das Pad hier mit Vibrationen, die von vier verschiedenen Richtungen kommen. Dabei wird nicht nur der Bass wiedergegeben, auch höhere Frequenzen bildet das Pad ab. Mit den Buttons lässt sich das Pad-Extreme dabei auf verschiedene Szenarien einstellen. Je nach Art des Tons sollte man also generell seine Einstellungen auch mal anpassen.
Wichtig ist auch, dass wir hier nur unsere Erfahrungen mit dem Gefühl, dass das SenseForce Pad-Extreme vermittelt, wiedergeben. Es handelt sich dabei um etwas sehr subjektives. Deshalb versuchen wir, das Gefühl so gut wie möglich zu beschreiben.
Games
Unsere Erfahrungen mit dem SenseForce Pad-Extreme in den Spielen waren recht unterschiedlich. Es hängt vor allem vom Typ des Spiels ab und wie gut die Klangkulisse gestaltet ist.
In Spielen wie Battlefield ist das SenseForce Pad-Extreme ein wahres Erlebnis. Explosionen, Schüsse, Panzer und sogar Schritte werden durch die Vibration sehr realistisch dargestellt. Man spürt die Explosion, wenn eine Bombe neben einem einschlägt, oder die Erschütterung eines vorbeifahrenden Panzers. Das Spiel gewinnt noch mehr an Realität und man fühlt sich, als wäre man tatsächlich mitten im Geschehen. Überspitzt gesagt wird sogar der Tod der eigenen Spielfigur zum Herzinfarkt-Erlebnis, das einen nicht mehr so schnell loslässt. Generell ist das Erlebnis in Shootern unserer Meinung nach am besten, da hier meistens keine störende Musik im Hintergrund ist und die einzelnen Geräusche tatsächlich gut je Frequenz wiedergegeben werden können. In Spielen wie Fortnite oder Apex Legends gibt es jedoch keinen taktischen Vorteil, da zu viele störende Hintergrundgeräusche vorhanden sind. Der taktische Vorteil durch das SenseForce Pad-Extreme hält sich aber generell in Grenzen. Bei Battlefield V, Call of Duty: Black Ops 4 oder auch Wolfenstein II: The New Colossus kann man zwar durchaus die Schritte von Gegnern „erspüren“, allerdings hört man diese für gewöhnlich auch übers Headset.
Bei Spielen wie Dota oder League of Legends empfand ich die Matte eher als unpraktisch, da diese Spiele nicht auf Atmosphäre oder haptisches Feedback ausgelegt sind. Als etwas nervig habe ich die Vibration bei Need for Speed empfunden, da das SenseForce Pad-Extreme in diesem Fall deutlich mehr zur Musik, die im Hintergrund des Spieles läuft, vibriert als zu den Crashs.
Musik
Das Hören verschiedener Musikrichtungen ist ein tolles Fühlerlebnis. Man kann persönliche Einstellungen wählen. Zum Beispiel werden Lieder mit viel Bass durch die Vibration wesentlich intensiver. So hört man ihn nicht nur, sondern spürt ihn am ganzen Körper. Je nach Einstellung kommt es einem vor, als ob man direkt auf oder vor einem großen Subwoofer steht. Doch auch bei klassischer Musik ist das Gefühl und das Erlebnis auf einmal ein völlig anderes. Seine wahren Stärken spielt das SenseForce Pad-Extreme jedoch bei Rock-Songs aus. So sind beispielsweise Kick und Snare in verschiedenen Zonen spürbar, während die Riffe der E-Gitarre ordentlich durchkommen. Das Pad ist also nicht nur etwas für Bass-Fetischisten.
Allerdings muss man für diesen Sound auf dem SenseForce Pad-Extreme bleiben und hat nicht die Bewegungsfreiheit, die vielleicht eine Musikanlage oder Kopfhörer allein bieten.
Filme
Mit dem SenseForce Pad-Extreme haben wir uns natürlich auch Filme und Serien angeschaut. Auch hier sind Explosionen, Crashs, vorbeifliegende Flugzeuge und ähnliches gut durch Vibrationen wiedergegeben. Anhand der verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten kann man sein ganz persönliches Film-Erlebnis kreieren. Je nach Einstellung und Film wird hier teilweise auch die Hintergrundmusik auf das Pad übertragen, was zur allgemeinen Atmosphäre tatsächlich das Gefühl vermitteln kann, als wäre man dort. Besonders in Action-Filmen ist das ein großer Unterschied, während in Komödien und Romanzen eher kein Vorteil oder verbessertes Erlebnis spürbar war. Einen spannenden Thrill bietet das SenseForce Pad-Extreme noch in Horrofilmen, die oftmals mit plötzlichen Geräuschen arbeiten. Wer schreckhaft ist, wird auf dem Pad-Extreme wahre Angstzustände erleben. Es kommt also auch in Filmen vor allem auf die Atmosphäre an, die der Regisseur erschaffen hat.
Fazit – zahlt sich das SenseForce Pad-Extreme aus?
Wem das Erlebnis von Games, Filmen und Musik nur durchs Hören zu langweilig ist, kann mit dem SenseForce Pad-Extreme eine weitere Komponente hinzugewinnen: das Fühlen. Und genau das macht das Pad hervorragend. Je nach Tonquelle lässt sich tatsächlich eine Atmosphäre erzeugen, die einen noch tiefer in die Welt von Spielen oder Filmen eintauchen lässt. Ob man das allerdings tatsächlich braucht, bleibt Geschmackssacke. Einen taktischen Vorteil in Spielen wie vom Hersteller beworben konnten wir dadurch nicht wirklich gewinnen, für ein deutlich intensiveres und aufregenderes Spielerlebnis sorgt das Pad aber allemal.
Kritikpunkte gibt es von unserer Seite bei der Bedienung. Während das Pad-Extreme gut verarbeitet ist und bequem ist, fehlt es bei der Bedienung am Komfort. Die fehlende Anzeige, wie die verschiedenen Parameter gerade eingestellt sind, macht es schwer, sich unterschiedliche Settings zu merken. Hier würden erstellbare Profile und eine einfache Anzeige einen großen Unterschied machen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Audioverbindung. Das mitgelieferte Kabel ist schlicht unbrauchbar. Die Bluetooth-Verbindung ist da deutlich praktischer. Auch die Brummschleifen haben uns das Erlebnis zumindest am Anfang etwas vermiest.
Alles in allem liefert das SenseForce Pad-Extreme tatsächlich einen spannenden Mehrwert. Ob einem das 299 Euro wert ist, ist allerdings fraglich.
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