„The Persistence of Chaos“ vereint die sechs gefährlichsten Viren aller Zeiten auf einem Laptop. Das Kunstprojekt kann man für 760.000 US-Dollar ersteigern.
The Persistence of Chaos ist der gefährlichste Laptop der Welt
Computerviren sind seit Anbeginn der Computing-Ära immer wieder ein gewaltiges Problem. Umso kurioser wirkt da das Kunstprojekt „The Persistence of Chaos“. Der Performance-Künstler Guo O Dong hat in dem Projekt den wohl gefährlichsten Laptop der Welt erschaffen. Auf einem vom Netzwerk isolierten Samsung NC10-14GB Netbook aus dem Jahre 2008 läuft Windows XP. Als wäre das nicht schon Sicherheitsrisiko genug (hehe), hat der Guo O Dong auch noch die sechs gefährlichsten Schadprogramme aller Zeiten auf dem Netbook installiert. Diese haben laut Angaben des Künstlers über 95 Milliarden US-Dollar Schaden angerichtet.
Von ILOVEYOU, BlackEnergy und WannaCry
Auf dem Netbook sind neben absoluten Klassikern auch Vertreter neuerer Art zu finden. Der erste gelistete Virus ist unter dem Namen ILOVEYOU bekannt. Er verbreitete sich ab dem 4. Mai 2000 explosionsartig per Email und infizierte über einer halbe Millionen Computer. Dabei verursachte ILOVEYOU über 15 Milliarden US-Dollar Schaden, über 5,5 Milliarden davon in der ersten Woche. Daneben sind die beiden Computerwürmer SoBig und MyDoom installiert. Die beiden Würmer trieben 2003 und 2004 ihr Unwesen und sind die meistverbreiteten Würmern aller Zeiten. Laut Guo O Dong richteten sie dabei 37 (SoBig) und 38 (MyDoom) Milliarden US-Dollar an Schaden an und sind damit die teuersten Schadprogramme der Welt.
Mit BlackEnergy ist auch eine CrimeWare vertreten. Die seit 2007 auf dem Schwarzmarkt erhältliche Software war ursprünglich dafür gemacht, Botnetze für DDoS-Attacken zu errichten, ist durch Rootkits, Verschlüsselung und Injections aber ein wahres Multitool für Kriminelle. Durch BlackEnergy wurde 2015 in weiten Teilen der Ukraine ein Stromausfall ausgelöst. Ebenfalls auf das Konto Krimineller geht die Malware DarkTequila, die seit 2013 im Einsatz ist. Diese stahl Daten von Bankaccounts und Firmen, selbst wenn der Computer offline war. Das Schadprogramm, das hauptsächlich in Lateinamerika im Einsatz war, stahl die Bankdaten von hunderttausenden Usern und richtete Milliarden Dollar an Schaden an.
Der jüngste und derzeit wohl gefährlichste Vertreter auf dem Netbook ist jedoch WannaCry. Die Ransomware ist auf gleich mehrere Arten gefährlich. Einerseits verschlüsselt sie sämtliche Daten des infizierten Rechners, andererseits verbreitet sie sich als Wurm weiter an andere Windows-Computer im Netzwerk. Dazu wird noch ein Backdoor installiert, mit dem Angreifer Daten stehlen können. Dem Opfer wird zudem eine Bitcoin-Adresse angezeigt, über die ein Lösegeld gezahlt werden soll. WannaCry infizierte ab dem 12. Mai 2017 schlagartig über 230.000 Computer in über 150 Ländern. Darunter waren auch Firmencomputer großer Unternehmen wie FedEx, Renault, Deutsche Bahn, Telefónica und Nissan sowie Banken und Krankenhäusern. Besonders schwerwiegend ist, dass der amerikanischen Geheimdienste NSA bereits fünf Jahre über die Lücke im SMB-Protokoll von Microsoft Bescheid wusste und sie mit dem Exploit EternalBlue selbst ausnutzte. Erst nach Bekanntwerden der WannaCry-Attacken und des damit gestohlenen EternalBlue-Exploits gab der Geheimdienst das Wissen an Microsoft weiter. Der Windows-Hersteller veröffentlichte am 14. Mai 2017 dann Patches für seine Betriebssysteme ab Windows Vista bzw. Windows Server 2008.
The Persistence of Chaos kann für über 760.000 US-Dollar ersteigert werden
Guo O Dong hat das Kunstwerk The Persistence of Chaos in Zusammenarbeit mit dem Cybersecurity-Unternehmen Deep Instinct erschaffen. Der Künstler will sein Kunstwerk dabei als Kritik unserer extremen Online-Kultur heutzutage verstanden wissen. Deep Instinct will damit auch auf die Gefahren von Malware für schlecht abgesicherte Firmen hinweisen.
Da der Verkauf von Malware in den USA verboten ist, verkauft Guo O Dong The Persistence of Chaos als Kunstprojekt. Der Käufer muss dabei bestätigen, das Netbook nur zu akademischen Zwecken zu kaufen und die Viren nicht zu verbreiten. Dafür würde übrigens bereits das anschließen des Netbooks ans Netzwerk reichen. Die Viren darauf würden sich von selbst verbreiten, wenn keine Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden. Deshalb deaktiviert der Künstler vor dem Versand des Netbooks sämtliche Internetverbindungen und Netzwerkports. Inwiefern der Laptop sonst noch abgesichert ist, ist nicht bekannt.
Interessenten können The Persistence of Chaos über die Website des Projekts ersteigern. Über die Website thepersistenceofchaos.com ist zudem ein Livestream eingebunden, der das Projekt mit laufendem Netbook zeigt. Wer das Kunstwerk ersteigern möchte, muss allerdings tief in die Tasche greifen. Laut aktuellem Stand sind mindestens 763.601 US-Dollar anzubieten, um das neue Höchstgebot zu stellen. Für ihr Geld erhält der zukünftige Käufer dann das Samsung NC10-14GB-Netbook mit Windows XP SP3, dem Netzteil, den sechs Malware-Programmen darauf und ein Neustart-Skript. Die Versteigerung läuft noch knapp acht Tage.
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