Leise, leiser, be quiet! – Silent Loop 360 im Test

Der Silent Loop 360 von be quiet! in unserem Testsystem. (Bild: PCBC)

be quiet! ist schon hinlänglich für sehr gute und vor allem leise Kühllösungen bekannt. Jetzt hat der deutsche Hersteller sein Portfolio an All in One-Wasserkühlungen mit dem Namen Silent Loop um ein 360mm-Modell erweitert. Wir haben das neue Flaggschiff getestet.

Übersicht

Schon seit längerem hat be quiet! neben seinen etablierten Luftkühlern auch Wasserkühlungen im Angebot. Der Kühlspezialist hatte derweil drei Modelle mit je 120mm-, 240mm- und 280mm-Radiatoren im Angebot. Da der Kühlbedarf der Prozessoren nicht nachlässt und auch in Zukunft steigen wird, hat be quiet! nun auch einen All in One-Kühler mit 360mm ins Portfolio aufgenommen. Wie immer ist das Hauptcredo von be quiet! auch für AiO-Kühlungen: „sei leise!“. Bereits die kleineren Varianten mit 240mm und 280mm-Radiator haben uns in einigen eigenen Builds überzeugt. Daher sind wir mit entsprechender Erwartungshaltung in den Test gegangen. Gebaut werden die Silent Loop-Kühler in Kooperation mit Alphacool. Das Know-How der Wasserkühlerspezialisten fließt somit nicht nur in die hauseigene Eisbär-Serie, sondern auch in die Produkte von be quiet!.

Verpackung und Aufbau

Gleich beim Auspacken kommt das typische be quiet!-Feeling auf. Der in schlicht schwarz gehaltene Karton ist so groß wie notwendig, aber auch nicht unnötig aufgeblasen. In der Packung sind neben dem Radiator samt Schläuchen, Kühlkopf und Kühlflüssigkeit noch drei 120mm Pure Wings 2-Lüfter in der PWM-Ausführung, Befestigungsmaterial für verschiedene AMD- und Intel-Sockel, ein Dreifachsplitterkabel und Befestigungsschrauben für die Lüfter, eine Tube mit Wärmeleitpaste und die Anleitung.

Der schlanke Radiator ist in schwarz gehalten und fühlt sich sehr hochwertig an. Die fix verbauten Schläuche sind ca. 45 Zentimeter lang und mit einer Spiralfeder umwickelt, die als Knickschutz dient. Der Kühlkopf mit integrierter Pumpe ist sehr flach gehalten und aus Aluminium gefertigt. Durch die Aluminiumabdeckung mit dezentem, silbernem be quiet!-Schriftzug wirkt er sehr edel. Die Bodenplatte besteht aus vernickeltem Kupfer. Auf der Oberseite ist ein kleiner Gewindestopfen verbaut. An dieser Öffnung lässt sich Kühlwasser nachfüllen, was be quiet! alle zwei Jahre empfiehlt. Ebenfalls auf der Oberseite ist zudem das gesleevte Kabel für den Anschluss der Pumpe ans Mainboard verbaut. Direkt an diesem Kabel hängt ein rotes Hinweisschild, dass die Pumpe mit 12V betrieben werden muss.

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Einbau

Der Einbau des AiO-Kühlers ist, verglichen mit einem normalen Luftkühler, relativ einfach. Die Lüfter lassen sich mit den beigelegten Schrauben recht leicht auf dem Radiator direkt montieren. Auf diesem sind die entsprechenden Gewinde direkt eingelassen. Die Lüfterkabel müssen nur mehr mit dem PWM-Splitter verbunden werden. Der Radiator lässt sich mit weiteren Schrauben  in unser NZXT H440-Gehäuse oben einbauen. Dadurch, dass die gleichen Gewinde wie bei der Unterseite verbaut sind, ließe sich auch eine Push-Pull-Konfiguration mit insgesamt sechs Lüftern einrichten. Die Schrauben dafür liegen allerdings nicht bei und wären für einen Einbau und eine Lüfterfixierung auch zu kurz.

Schwieriger ist da schon die Installation des Kühlkopfs. Je nach Prozessortyp müssen unterschiedliche Bügel auf den Kopf geschoben werden. Zwischen Bügel und Schrauben werden Federn eingesetzt. Jeweils zwischen Feder und Bügel sowie Bügel und Mainboard finden noch Beilagscheiben Platz. Als sehr nervig haben wir die Backplate für die Intel-Installation empfunden. Diese lässt sich zwar praktischerweise mit zwei Klebestreifen am Mainboard fixieren, jedoch werden verschiebbare Muttern eingesetzt. Diese Einbauart hat uns vergleichsweise viel Zeit und Nerven gekostet. Sitzt einmal alles, ist das Verschrauben dafür einfach.

Durch die Länge der Schläuche war es uns problemlos möglich, den Radiator sowohl auf der Oberseite als auch in der Front unseres NZXT H440 zu verbauen. In den meisten Midi-Towern mit Support für 360mm-Radiatoren sollte der Silent Loop 360 also problemlos Platz finden. Auch die Länge der Kabel war gut und angemessen. Die Pumpe wird an einen 3Pin-Lüfteranschluss angeschlossen und muss mit 12V versorgt werden. Die PWM-Lüfter benötigen dank Splitter nur einen 4Pin-PWM-Anschluss und können so gleichzeitig gesteuert werden.

Leistungstest

Testsystem und Testverfahren

Als Testsystem für den Silent Loop 360 kommt unser Referenzsystem, bestehend aus den folgenden Komponenten, zum Einsatz.

KomponenteProdukt
ProzessorIntel Core i7-7700K
MainboardAsus Maximus IX Hero
ArbeitsspeicherCrucial Ballistix Elite 3000 MHz 32 GB
GrafikkarteSapphire Radeon R9 390 Nitro
SSDSamsung 850 Evo 500 GB
Netzteilbe quiet! Dark Power Pro 1000 Watt
GehäuseNZXT H440
WärmeleitpasteThermal Grizzly Kryonaut
Kühlerbe quiet! Silent Loop 360
Belüftung3x 120mm im Frontpanel
1x 140mm an der Rückwand

Lüfter: NZXT FNv2 Casefans PWM
BetriebssystemWindows 10 Home

Den Radiator haben wir an die meistens benutzte Stelle, nämlich die Position über dem Mainboard, eingebaut. Die Messungen erfolgen bei geschlossenem Gehäuse und moderat drehenden Gehäuselüftern. Verbaut sind drei Stück 120mm-Lüfter mit PWM der Marke NZXT in der Front und ein 140mm-Lüfter auf der Rückseite. Die Raumtemperatur beträgt 23° C. Um zusätzliche Last zu erzeugen, führen wir die Tests sowohl mit normalem Takt als auch mit Übertaktung auf 4,8 GHz Taktrate und 1,36V Spannung aus.

Für die Temperaturmessungen verwenden wir verschiedene Testverfahren. Zum einen wird mit Prime95 im Blend-Test eine Last auf dem Prozessor erzeugt. Um eine reale Einschätzung zu bekommen wird in einem zweiten Test mit diversen Spielen (Battlefield 1, The Witcher 3, The Forest, …) eine hohe Last erzeugt. Die Temperaturen werden mit Cam und Realtemp gemessen.

Lautstärke

Die Lautstärke ist das, worauf be quiet! beim Silent Loop 360-Kühler definitiv am meisten Wert gelegt hat. Dazu tragen vor allem die Pure Wings 2-Lüfter bei, welche zwar etwas lauter als unsere Silent Wings 3-Lüfter von be quiet!, aber definitiv als leise zu bezeichnen sind. Bei geschlossenem Case und IDLE-Betrieb ist der Computer fast unhörbar. Mit Prime 95-Auslastung ist ein leichtes Luftbewegungsgeräusch zu vernehmen, welches aber nicht störend ist. Interessanter wird es schon beim Übertakten auf 4,8 GHz. Ab jetzt ist im IDLE-Betrieb ein leichter Luftzug zu hören. Starten wir Prime95, sind die Lüftergeräusche deutlich hörbar aus dem Case zu vernehmen. Unserer Meinung nach ist aber auch das noch eher im leisen Spektrum anzuordnen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Spieletests. Auf Stock-Takt ist die Kühlung praktisch unhörbar, auch beim Spielen wird nur ein leiser Luftzug vernommen. Übertaktet auf 4,8 GHz sind die Lüfter zwar hörbar, aber weder störend noch auffällig.

Ein Spezialfall ist noch die in den Kühlkopf integrierte Pumpe. Viele Nutzer haben bei den ersten Wasserkühlungen von be quiet! vermeldet, dass die Pumpe nach einiger Zeit deutlich hörbar ein Geräusch erzeugt. Die Pumpe konnten wir während unserer ganzen Tests jedoch nicht wahrnehmen. Nur, als die Pumpe allein lief, war ein ganz leises Surren zu vernehmen. Das Ohr war da aber nur ein paar Zentimeter vom Kühlkopf entfernt. Anscheinend hat be quiet! die Pumpen-Probleme der Silent Loop-Serie also unter Kontrolle gebracht.

Temperatur

Auch im Temperaturtest zeigt sich die Silent Loop 360-Kühlung von einer guten Seite. In der folgenden Tabelle haben wir die Messergebnisse zusammengefasst.

TestartTemperatur
1000 RPM
Temperatur
Full RPM
IDLE @ 4,5 GHz34° C30° C
Gaming @ 4,5 GHz50° C47° C
Prime95 Blend @ 4,5 GHz52° C49° C
IDLE @ 4,8 GHz38° C34° C
Gaming @ 4,8 GHz74° C71° C
Prime95 Blend @ 4,8 GHz87° C79° C

Dabei fällt auf, dass es meist nicht so relevant ist, wie schnell die Lüfter drehen. Der Temperaturunterschied beim Prime-Test zwischen 1000 und den vollen 2200 RPM fällt mit guten 3° C eher gering aus. Auch beim Spielen ist der Temperaturunterschied nicht höher.

Signifikant wird der Unterschied aber beim übertakteten Prozessor. Hier steigt die Temperatur im Prime-Test auf fast 87° C im Modus auf 1000 Umdrehungen pro Minute. Bei voller Leistung der Lüfter ist die CPU jedoch auf gute 79° C herunterzubringen.

Fazit

be quiet! liefert mit dem Silent Loop 360 seine erste Kühlung mit 360mm-Radiator und besteht die Feuertaufe sehr gut. Die AiO-Kühlung ist gut durchdacht, dezent im Design und vor allem eins: leise. Die Kühlleistung landet zwar nur im Mittelfeld, doch das ist auch scheinbar nicht das, was be quiet! erreichen wollte. Für alle, die ihre PCs gerne leise haben, empfiehlt sich die Kühlung sehr. Ein Premium-Produkt verlangt jedoch auch nach einem Premium-Preis. Mit einem Preis von guten 160 Euro ist der Silent Loop 360 eine teure Angelegenheit. Wer sich jedoch auf keine Experimente mit der Lautstärke einlassen will, findet hier sicher den richtigen Kühler. Erhältlich ist er bei Hardware-Händlern wie Caseking und Amazon.

Über Florian Maislinger 1222 Artikel
Florian Maislinger ist Autor und Gründer von PC Builder's Club. Als gelernter IT-Engineer ist er bestens mit Computern und Hardware vertraut und seit Kindesbeinen an ein Technikliebhaber wie er im Buche steht. Er ist hauptsächlich für die News und unsere Social Media-Kanäle verantwortlich.

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