Der Noblechairs Epic ist einer der beliebtesten Gamingstühle überhaupt. Doch wie hält er sich über längere Zeit? Das haben wir im Langzeittest geklärt.
Einleitung: wozu überhaupt ein Gamingstuhl?!
Das Wort Gaming ist im Computer-Bereich schon ein wahres Reizwort für die Hersteller geworden. Es gibt praktisch keine Produktlinie, wo es nicht inflationär genutzt wird. Egal ob Gaming-Motherboard, Gaming-Mauspad oder Gaming-Energydrink, man kommt nicht mehr drum herum. Eine eher positive Entwicklung gibt es beim Thema Bürostühle. Auch diesen Markt haben Hersteller wie DXRacer, Nitro Concepts oder SecretLab für sich entdeckt. Das Design ist dabei einer der wohl wichtigsten Punkte. Hier gibt es keine öden Bürostühle, sondern vor allem Designanlehnungen an die Sitze von Rennautos. Mit Recaro mischt sogar ein „echter“ Hersteller für Rennsitze im Geschäft mit den Gamingstühlen mit. Die Preise reichen von 100 Euro bis jenseits der 1.000 Euro-Marke. Ob sie taktisch beim Zocken etwas bringen? Definitiv nein. Da mangelt es wohl eher am Skill als am passenden Stuhl.
Doch warum denke ich dann, dass es hier eine positive Entwicklung gibt? Wer sich schon einmal einen ergonomischen, guten Bürostuhl gekauft hat, ist schnell mehrere hundert Euro los. In dieser Preiskategorie sind auch die meisten Gamingstühle angesiedelt. Man schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe: man erhält einen hochwertigen, ergonomischen Stuhl und schickes, aufregendes Design obendrauf. Und wer viel Zeit vor einem Computer verbringt, der weiß vor allem ersteres zu schätzen.
Im Langzeittest: der Noblechairs Epic
Einer der wohl bekanntesten Hersteller in dieser Branche ist Noblechairs. Das deutsche Unternehmen, das zu Gamersware und damit Caseking gehört, hat sich auf Gamingstühle spezialisiert und bietet mehrere Serien an. Die Stühle gibt es dabei auch in den unterschiedlichsten Farbvarianten und neben PU-Kunstleder auch als Echtlederversion. Die Preise liegen eher im Premiumsegment und kratzen bereits an der 1.000 Euro-Marke.
Das von mir getestete Modell ist der Noblechairs Epic in schwarz. Das Modell kostet bereits 340 Euro. Für eine solche Stange Geld waren bei mir die Erwartungen dann sehr hoch. Unseren Test haben wir dabei auf Langzeit ausgelegt. Es finden sich bereits genug Tests des Epic generell im Netz. Besonders mit dem Preis im Hinterkopf sollte aber auch die Langlebigkeit gegeben sein. Gut ein Jahr wurde der Noblechairs Epic dabei von insgesamt drei verschiedenen Personen abwechselnd praktisch täglich genutzt.
Aufbau – der Noblechairs Epic braucht nur 10 Schrauben
Geliefert wird der Noblechairs Epic in einem gigantischen Karton. Bereits beim Schleppen ins Büro wird klar: ein klappriger Stuhl wird das nicht. Der Karton ist dabei so groß wie notwendig gehalten. Quasi jedes Eck ist gut genutzt, ohne jedoch überfüllt zu sein. Noblechairs liefert den Epic in einigen wenigen Einzelteilen. Die beiden wichtigsten sind dabei die Sitzfläche und die Lehne. Dazu kommen das Drehkreuz, die Rollen, die Gasdruckfeder, das verstellbare Untergestell, zwei Polster und ein paar Schrauben. Pluspunkt: die Schrauben sind bereits mit Beilagscheibe und Federring versehen in einem Plastikblister, der nicht verschweißt ist. Die Anleitung ist auf einem harten Hochglanzkartonheft im A4-Format – nobel (aber nur auf Englisch)!
Der Aufbau ist vom Käufer zu erledigen, aber auch schnell geschafft. Tatsächlich sind nur zehn Schrauben selbst einzudrehen. Die Rollen sind mit einem Steckmechanismus gesichert, gleich wie die Feder. Lediglich das Untergestell für den Kippmechanismus muss mit vier großen M8-Schrauben an der Unterseite der Sitzfläche fixiert werden. Die Armlehnen sind bereits vorinstalliert. Die Schrauben für die Rückenlehne sind in dieser eingeschraubt und müssen erst rausgedreht werden. Nach gut 45 Minuten steht der Epic dann. Der Aufbau ist problemlos alleine möglich, zu zweit allerdings einfacher.
Design und Material – der Name ist Programm
Das Design des Noblechairs Epic ist noch stärker an Rennsportsitze angelehnt als bei den Serien Hero und Icon. Sowohl die Sitzfläche als auch die Lehne kommen mit Seitenbacken, die in einem entsprechend flotten Fahrzeug Seitenhalt garantieren sollen. Das ist für einen Gamingchair natürlich Unsinn, dient aber vor allem dem Design. Noblechairs hat diese Elemente noch einmal mit Veloursleder abgesetzt, auch bekannt als Alcantara und ebenfalls viel in Autos verwendet. Markant sind auch die zwei Öffnungen in der Rückenlehne, durch die bei einem Rennsitz der Fünfpunktgurt führt. Sie sind mit stabilen Kunststoffröhren versehen, ebenfalls in schwarz. Das Kopfteil läuft schmal zu, hier findet sich eingeprägt das Noblechairs-Logo.
Während die Seitenteile mit durchgehendem schwarzen PU-Leder versehen ist, sind Sitzfläche und Rückenauflage aus gelochtem PU-Leder gefertigt. Dadurch soll der Epic atmungsaktiv sein. Feines Detail: beide Elemente sind mit einem Karomuster versehen. Vor allem in anderen Farben ergeben sich hier spannende Kontraste, die zum wahren Hingucker werden. Die Armlehnen sind aus weichem Gummi-Kunststoff gefertigt und wackeln etwas hin und her. Das ist nicht wirklich störend, aber doch ein kleines Manko. Weiterer Kritikpunkt am Design: die innenliegenden Metallelemente, die beim Hochstellen sichtbar sind, sind chromfarben und spiegeln. Das ist bei einem sonst ausschließlich schwarzem Stuhl fast schon ein Faux Pas. Das Kreuz für die Rollen ist aus Aluminium gefertigt und ziemlich massiv. Die Rollen bestehen aus Kunststoff und haben einen Durchmesser von 60 Millimeter.
Zur Verarbeitung lässt sich sagen, dass Noblechairs hier eine wahre Meisterarbeit liefert. Der Noblechairs Epic ist sehr passgenau verarbeitet. Es gibt keine hässlichen Stellen im Leder, keine abstehenden Fäden, keine ungeraden Stiche. Grund dafür ist unter anderem die vollautomatische Produktion. Hier legen also Roboter statt Menschen Hand an. Einziges echtes Manko, das mir aufgefallen ist, ist der Gummizug des Lordose-Polsters. Dieser ist direkt nach dem Anlegen auf der kurzen Seite ausgefranst. Das ist eher unschön, aber entschuldbar.
Features – manchmal fast schon zu individuell
Wie von einem modernen Bürostuhl gewohnt lässt sich auch der Noblechairs Epic in vielen Formen einstellen. Der Hersteller hat dabei an alles gedacht. Neben der Höhe (Hebel rechts unter der Sitzfläche) lassen sich auch die Rückenlehne und der Tilt verstellen. Die Rückenlehne, verstellbar über einen kleinen Hebel rechts, kann dabei sehr weit zurückgelehnt werden – man könnte also getrost auf dem Epic schlafen. Die Tilt-Funktion, schaltbar mit einem Hebel unter der Sitzfläche links, lässt die Sitzfläche samt Lehne zurückkippen. Der ganze Stuhl lässt sich in fünf Stufen und auch ganz hinten fixieren. Im freien Modus federt der Epic sonst vor und zurück. In Kombination mit der Rückenlehne liegt man quasi fast eben – wer nicht zu schwer ist wird selbst dann nicht nach hinten kippen. Die Tilt-Funktion lässt sich mit einem etwas schwergängigem Knauf unten auch verstellen. Konkret geht es hier um das Gewicht des Sitzenden, damit schwerere Personen nicht mit Schwung nach hinten kippen.
Besonderes Augenmerk hat Noblechairs beim Epic auch auf die Armlehnen gelegt. Diese nennt der Hersteller selbst „4D-Armlehnen“, da sie sich in vier Richtungen verstellen lassen. Fünf Stufen sind dabei nach oben und unten möglich. Auch nach hinten und vorne gibt es fünf Stufen. In drei Stufen lassen sich die Auflageflächen nach links und rechts verschieben. Die vierte Dimension ist schließlich, dass die Auflageflächen auch drehbar sind. Hier sind neben der Normalstellung auch eine nach außen und innen jeweils um gut 10 Grad gedrehte, starre Stellung möglich. Hier erschließt sich mir der Sinn praktisch überhaupt nicht. Alle anderen Funktionen bieten eine gewisse Individualität, die sehr hilfreich sein kann – aber drehbare Armauflagen?
Sitzgefühl – hart, aber stützend
Kommen wir nun zum wichtigsten Punkt in diesem Review: dem Sitzgefühl. Ein Stuhl, auf dem man täglich viele Stunden beim Arbeiten oder Zocken verbringt, muss möglichst komfortabel sein. Im Falle eines Bürostuhls ist dabei die Ergonomie der wohl kritischste Punkt. Damit der Rücken nicht leidet, braucht es gewisse Formen, die die Wirbelsäule stützen. Die wichtigste ist dabei die Lordosenstütze. Das macht Noblechairs beim Epic primär mit dem mitgelieferten Kissen, das dafür auch individuell verstellt werden kann. Das Gefühl ist gewöhnungsbedürftig, hat man sich aber einmal daran gewöhnt, gehören Rückenprobleme der Vergangenheit an.
Generell ist der Noblechairs Epic sehr hart. Das heißt, man sinkt nicht in der Polsterung ein. Ich mit meinen gut 70 Kilo Lebendgewicht bin hier aber wohl kein Vergleich für größere Personen. Dennoch hat mich diese Härte von Auflagefläche und Lehne nicht einmal im Ansatz gestört. Auch nach stundenlangem Sitzen und Zocken ist der Epic bequem. Außerdem gerät der Körper so nicht in eine Fehlstellung. Dadurch bleiben Schmerzen vom Sitzen in meinem Fall gänzlich aus, im Vergleich zu eher günstigen Standard-Bürostühlen. Die verstellbaren Armlehnen sind vor allem beim Schreiben eine Hilfe, da sie sich auch auf Höhe der Tischplatte bringen lassen.
Für größere und etwas massigere Menschen könnte jedoch die Form ein Problem werden. Die harten Seitenbacken, die vom Design des Rennfahrersitzes kommt, sind ab ca. 1,80m Körpergröße und breiten Schultern beim Zurücklehnen störend und etwas einengend. Für mich passt der Epic jedoch perfekt.
Langzeittest: Der Noblechairs Epic ist noch wie am ersten Tag
Wie hochwertig der Noblechairs Epic aber tatsächlich ist, hat sich erst nach einiger Zeit gezeigt. Oder eigentlich: es hat sich eben nicht gezeigt. Praktisch jeder täglich benutzte Gegenstand nutzt sich auf gewisse Weise ab. Beim Epic ist zumindest nichts offensichtlich zu sehen. Das Leder wirkt auch nach knapp einem Jahr wie frisch ausgepackt (und das ohne besondere Pflege), es gibt keine unschönen Abreibungen oder ähnliches. Nach wie vor gibt es keine abstehenden Fäden, schlecht verarbeitete Stellen oder abgewetzte Ecken und Kanten. Das Sitzgefühl hat sich nicht verändert, es gibt also keine „Sitzkuhlen“ oder ähnliches. Die Armauflagen wackeln nach wie vor, zumindest ist es also nicht schlimmer geworden. Hier finden sich tatsächlich sehr leichte Kratzer von der Unterseite des Tisches.
Die einzigen wirklichen Auffälligkeiten finden sich am Drehkreuz für die Rollen und an den Rollen selbst. Das Drehkreuz ist oft mit Schuhen und manchmal auch Steinchen konfrontiert, sehr leichte Kratzer sind bei genauerem Hinschauen also sichtbar. Die Rollen bleiben nach zigfachem Herumfahren auf dem Boden natürlich auch nicht frei von Abrieb. Generell nehmen sie auch den Staub sehr gut auf, lassen sich aber einfach wieder reinigen. Das Leichtgängige Gefühl hat sich nicht verändert, dennoch sind auch hier einige leichte Kratzer zu sehen. Alle Fotos in diesem Artikel wurden übrigens erst vor einigen Tagen aufgenommen – zu sehen ist also tatsächlich der Zustand nach gut einem Jahr Benutzung!
All das ist jedoch Meckern auf sehr hohem Niveau. Es lässt sich praktisch nichts Negatives an der Verarbeitung nach einem Jahr finden. Der Noblechairs Epic hat sich grandios gut gehalten. Für jemanden, der in seiner Karriere bereits mehr als einen Bürostuhl kaputtgemacht hat, ist das fast schon ein Schock.
Fazit – der Noblechairs Epic ist jeden Cent wert
Ich berichte normalerweise nicht überschwänglich von Dingen, die wir hier auf diesem Portal reviewen. Der Noblechairs Epic ist jedoch neben vielen anderen Dingen zum täglichen „Arbeitsmaterial“ geworden. Er liefert alles, was ein guter Bürostuhl haben muss und vereint das mit dem schicken Design, das man sonst nur aus sehr schnellen Autos kennt. Unsere schwarze Version ist zwar dezent, mit Ziernähten in rot, gold, blau, grün oder sogar einer sehr schicken weißen Version wird er aber zum Hingucker in jedem Gaming-Setup. Dabei schont er auch noch den Rücken und verhindert damit aktiv Schmerzen.
Besonders beeindruckend ist jedoch die Tatsache, dass der Noblechairs Epic quasi nicht gealtert ist. Nach einem Jahr täglicher Benutzung sieht er aus wie am ersten Tag. Das rechtfertigt meiner Meinung nach auch völlig den Preis. Bei Caseking legt man derzeit 380 Euro für ihn auf den Tisch – ein ordentliches Investment. Dafür erhält man aber auch eines der hochwertigsten Produkte am Markt. Deshalb zeichnen wir den Noblechairs Epic mit den PC Builder’s Club-Award in den Kategorien Style und Excellence aus.
Besitze seit 3 Jahren einen Noblechairs Epic. Obwohl ich kein 3 stelliges Gewicht habe ist der Sitzrahmen das erste mal nach fast 2 Jahren noch in der Garantie gebrochen. Obwohl aufgrund eines Postfehlers ein komplett neuer Stuhl geliefert wurde ist dieser an der gleichen Stelle nach einem Jahr schon wieder gebrochen.
Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen. 2 mal gebrochene Sitzfläche innerhalb 3,5 Jahren ist absolut inakzeptabel. Und wer sich mal die Mühe macht bei Computerbase ins Forum von Caseking zu schauen wird viele finden bei denen der gleiche Schaden aufgetreten ist. Für mich ist dies Marke gestorben
Hallo Dietmar,
bisher ist das bei unserem Modell auch nach intensiver Benutzung nicht passiert – sollte sich das ändern, schreiben wir darüber natürlich auch noch einmal. Kannst du uns genauer sagen, was vorgefallen ist? Damit wir wissen, wonach wir suchen müssten 😉