Lohnen sich teure Festplatten? WD Black im Test

Lohnen sich teuere Festplatten wie die WD Black? (Bild: PCBC)

Festplatten sind auch in Zeiten der SSD noch notwendig. Doch bringt es etwas, eine teurere Variante zu kaufen? Wir haben die WD Black getestet.

Festplatte ist nicht gleich Festplatte – oder doch?

Durch den Vormarsch von SSDs auch im Heimrechner ist eigentlich ziemlich klar, dass die Festplatte ein Nebenprodukt wird. Mittlerweile stellen sich daher viele Leute eher die Frage, welche SSD sie kaufen sollen. Doch auch bei Festplatten gibt es vermeintliche Unterschiede in der Geschwindigkeit und Qualität. Die Hersteller nutzen das natürlich und preisen solche Festplatten dann höher aus. So eine Festplatte ist auch die WD Black. Neben den Reihen Green und Blue als Einstiegsvarianten, Red für NAS-Systeme und Purple für Überwachungsanlagen ist die Black neben der Gold-Variante die teuerste Festplatte. Der technische Unterschied liegt jedoch nur im Detail. So haben Gold und Black zum Teil größere Caches und andere Mikroprozessoren verbaut. Doch was bedeutet das für den Endanwender? Erstaunlich wenig!

WD Black – die Premium-Festplatte

Für unseren Test verwenden wir eine WD Black, die wir von Western Digital zum Testen erhalten haben. Als Vergleich testen wir auch eine WD Blue. Die WD Black wartet mit 64 MB Cache und einem Dualcore-Prozessor auf, der die gespeicherten Daten verteilen und verwalten soll. Mit 7200 RPM dreht sie gleich schnell wie unsere WD Blue. Auch der Cache ist der gleiche. Lediglich die Garantie weist darauf hin, dass diese Festplatte besser sein könnte. Western Digital gewährt bei den Black-Platten ganze fünf Jahre Garantie, während die Blue-Produkte nur zwei Jahre Garantie besitzen.

Unser Test

Folglich haben wir uns beim Zusammenstellen von diversen Builds auch immer wieder gefragt: lohnt sich eigentlich eine WD Black? Die Festplatten sind ja mittlerweile nicht mehr der primäre Speicher und somit eher ein Datengrab. Besonders in Renderingbuilds haben wir trotzdem oftmals eine WD Black empfohlen oder verbaut.

In unseren Tests wollen wir daher beleuchten, ob es tatsächlich einen Geschwindigkeitsunterschied, der den höheren Preis rechtfertigt, gibt. Western Digital preist die Black ja auch als Performance-Festplatte an. Wir haben mehrere Spiele auf beiden HDDs installiert, gerendert und Leerdateien hin- und herkopiert. Zur Übersicht haben wir auch einen synthetischen Benchmark mit CrystalDiskMark 5.1.2 erstellt. Um keine endlosen Benchmarkvergleiche anzuführen, haben wir uns auf diesen Test beschränkt.

Das Testsystem

Um einen möglichst realitätsnahen Test zu gewährleisten, haben wir unser Testsystem so aufgebaut, wie es in den meisten PCs der Fall ist. Eine Samsung 850 Evo ist unser Primärlaufwerk mit installiertem Windows 10 Professional. Die Spiele sind jeweils auf den HDDs installiert, die Renderdateien liegen ebenfalls dort. Als Testspiele verwenden wir PUBG, The Witcher 3, Mass Effect Andromeda, Star Wars Battlefront und The Forest.

CrystalDiskMark

Als erstes betrachten wir einen recht synthetischen Benchmark, der gern für solche Vergleiche, jedoch eher für SSDs, verwendet wird. Der CrystalDiskMark testet die seqzenziellen Lese- und Schreibezeiten. Die WD Black erreicht bei mehreren Threads und Queues im sequenziellen Lesen 185,7 MB/s, im Schreiben 189,6 MB/s. Ein recht ähnliches Ergebnis liefert die WD Blue mit 187,3 MB/s lesend und 181,5 MB/s schreibend. Die WD Black ist somit einen Tick schneller beim Schreiben von Daten, dafür aber minimal langsamer beim Lesen. Im 4KB-Modus mit mehreren Threads und Zufallszugriff zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Mit 2,320 MB/s lesend ist die WD Black minimal langsamer als die WD Blue mit 2,344 MB/s, aber auch mit 2,324 MB/s etwas schneller als der günstigere Konkurrent mit 2,263 MB/s.

Spiele

Bei den Spielen haben wir nur die Ladezeiten bewertet, da im Spiel selbst zu viele verfälschende Faktoren auftreten. Und siehe da: defacto tritt bei keinem der Spiele ein Unterschied auf. Keine einzige Sekunde. Das Spielerlebnis war auf beiden Festplatten gleich, auch die Benchmarks wichen nicht ab. Lediglich eine SSD wäre hier schneller gewesen.

Rendering

Unser dritter Test betrifft das Rendern von Videodateien. Genau dafür wird die WD Black besonders beworben. Für unseren Test haben wir eines unserer letzten Videos direkt auf die Festplatte geladen und gerendert. Damit die Sequenz nicht zu kurz ist, haben wir die ganze Videospur viermal hintereinandergelegt und so ein Video mit 5 Minuten und 15 Sekunden Länge erhalten. Die Auflösung liegt bei 3.840 x 2160 Pixeln (UHD) bei 25 Frames und einer KBit-Rate von 100343. Die fertig gerenderte Datei hat eine Größe von 3,69 GByte. Nachdem jeweils zweimal die gleiche Sequenz erstellt war, haben wir das Video gerendert. Auch hier trat kein Unterschied auf. Die Renderzeit betrug 13 Minuten und 13 Sekunden auf der WD Black, auf der WD Blue 13 Minuten und 14 Sekunden.

Kopieren

Beim Kopieren auf die beiden Festplatten werden besonders die Caches belastet. Um eine möglichst gute Abbildung zu ermöglichen, haben wir mit fsutil eine 64,2 GByte große .tst-Datei erstellt. Diese Datei haben wir anschließend intern auf der Platte kopiert. Den ersten Durchgang kann die WD Blue für sich entscheiden. Sie braucht zum Kopieren der Datei 17 Minuten und 43,87 Sekunden. Die WD Black liegt mit 19 Minuten und 5,06 Sekunden deutlich hinten. Beim zweiten Durchgang haben wir eine .txt-Datei mit 64,2 GB, ebenfalls mit fsutil erstellt. Die Ergebnisse haben sich daraufhin drastisch verändert. Und siehe da, die Black braucht nur mehr 5 Minuten und 26,29 Sekunden, während die Blue 6 Minuten und 25,91 Sekunden braucht. Im laufenden Betrieb scheint demnach die WD Blue trotzdem den Sieg davonzutragen.

Fazit

Festplatte gleich Festplatte? In gewisser Weise ja. Abgesehen vom Speicherplatz unterscheiden sich die Leistungsmerkmale vieler Festplatten nicht mehr wirklich voneinander. Sobald man mit Benchmarks ins absolute Detail geht, finden sich tatsächlich Unterschiede, die jedoch im realen Betrieb fast keine Auswirkungen mehr zeigen. Gegen SSDs sind herkömmliche Festplatten sowieso weit unterlegen, was sie oft nur mehr zum Sekundärlaufwerk macht. Doch lohnt sich nun eine WD Black für gute 130€ im Verhältnis zu einer günstigeren WD Blue, die nur die Hälfte kostet? Aus leistungstechnischer Sicht nicht unbedingt. Die WD Black wird in den meisten Fällen aber das deutlich langlebigere Laufwerk sein. Mit fünf Jahren Garantie ist die Möglichkeit eines Ausfalls doch deutlich geringer.