Der AMD Ryzen 7 5800X3D soll mit 3D V-Cache selbst den neuen Intel Core i9-12900K beim Gaming ausstechen. Doch lohnt sich der Prozessor?
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AMD Ryzen 7 5800X3D: AMDs neues Gaming-Flaggschiff
Zur CES 2022 hat AMD die Katze aus dem Sack gelassen: es gibt ein neues Gaming-Flaggschiff, den Ryzen 7 5800X3D. Der Prozessor ist neu und alt zugleich und noch dazu ein wahrer Exot. Es handelt sich um eine Neuauflage des Ryzen 7 5800X, in Deutschland eine der meistverkauftesten CPUs im letzten Jahr. Bei gleicher TDP und niedrigerem Takt ist die größte Änderung beim Cache zu finden. Den 32 Megabyte großen Cache hat AMD mit 64 Megabyte 3D V-Cache aufgestockt und damit verdreifacht. Zum Vergleich: der Intel Core i9-12900K kommt mit 30 MB L3 und 14 MB L2-Cache daher. Aufgestockt ist dabei auch das richtige Wort: der Speicher ist oben auf das Kern-Chiplet aufgesetzt und direkt mit ihm verbunden. Der 3D V-Cache macht selbst bei den geringeren Taktraten einen sehr großen Sprung in Spielen. Laut ersten Tests sind es Im besten Fall sind 40% mehr FPS als beim Ryzen 7 5800X drinnen, im Schnitt liefert der größere Cache 15 Prozent mehr FPS bei Full HD. Damit liegt der neue Prozessor nur 1 Prozent hinter dem Intel Core i9-12900K. Die genauen Werte sind dabei sehr stark vom Spiel abhängig, auch die Grafikkarte spielt eine Rolle. So performt der Ryzen 7 5800X3D mit einer RTX 3080 besser, mit einer RTX 3090 Ti hingegen schlechter als der i9-12900K.
AMD holt mit dem Ryzen 7 5800X3D zum Befreiungsschlag gegen die neuen Intel Alder Lake-Prozessoren aus. Mit dem Core i9-12900K hat sich Intel nicht nur die Gaming-Krone zurückgeholt. Selbst der Mittelklassechip Intel Core i5-12600K hängt die bisherigen Ryzen-Prozessoren problemlos ab. Und noch eine Stufe darunter macht der Intel Core i5-12400F mit einem Preis von unter 200 Euro Kleinholz aus dem Ryzen 5 5600X. Außerdem setzt Intel bereits auf die DDR5-Plattform und PCIe 5.0, beides Features, die AMD noch fehlen. Da die Zen 4-Generation alias Ryzen 7000 aber noch ein Stück entfernt ist, um Intel zu kontern, musste wohl oder übel ein Übergangs-Prozessor her: der Ryzen 7 5800X3D. Spannenderweise setzt AMD hierbei nicht auf eines der Ryzen 9-Topmodelle, sondern auf die typische Gaming-Klasse Ryzen 7.
Erprobte Plattform als großer Vorteil?
Mit dem Ryzen 7 5800X3D besetzt AMD eine interessante Position. Während die kommende Ryzen 7000-Generation auf den neuen Sockel AM5 sowie DDR5 und PCIe 5.0 setzen wird, bleibt beim Gaming-Topmodell alles beim Alten. Alter AM4-Sockel, „nur“ DDR4-Support, die gleichen Chipsätze und Features. Der größere Cache alleine soll den Prozessor nach vorne bringen. Von Innovation ist also abseits des Caches nichts zu sehen. Das könnte sich aber auch als großer Vorteil entpuppen.
AMD verfolgt mit diesem Ansatz nämlich wohl ein anderes Ziel als Innovation in allen Kategorien. Einerseits möchte man zurück an die Spitze, die Intel aber wohl mit dem prompt zwei Stunden später angekündigten Intel Core i9-12900KS verteidigen kann, andererseits aber auch die eigenen Kunden auf der eigenen Plattform halten. Und passenderweise ist der Ryzen 7 5800X3D nämlich nicht nur zu den aktuellsten X570(S) und B550-Motherboards kompatibel, sondern auch zu X470- und B450-Plattformen, die mit Ryzen 2000 im Jahr 2018 auf den Markt kamen. Knapp vier Jahre später kann man also dank des AM4-Sockels möglicherweise ohne Upgrade des Motherboards, des Speichers und des Kühlers noch immer einfach die CPU tauschen. Die Leistung würde im Vergleich zum Ryzen 7 2700X grandiose 70% höher liegen. Einzige Voraussetzung ist, dass die Motherboard-Hersteller ein BIOS-Update für die B450- und X470-Boards freigeben, dann steht dem Upgrade nichts im Weg. Auch B350 und X370-Boards, die mit der ersten Ryzen-Generation gestartet sind, sollen noch kompatibel gemacht werden.
Der Ryzen 7 5800X3D ist ein Lückenbüßer
Bei der ganzen Euphorie um den Gaming-Leistungssprung bei gleichzeitig gewahrter Kompatibilität darf man allerdings nicht vergessen, warum es den Ryzen 7 5800X3D überhaupt gibt. Lisa Su sprach bereits zur Computex 2021 über Prozessoren mit 3D-Cache. Zu dieser Zeit warf Intels Alder Lake-Plattform schon ihren Schatten voraus. Als Intel Ende Oktober letzten Jahres dann fulminant die Ryzen 5000-Prozessoren deklassierte, waren die kommenden 3D-Cache-Ryzens bereits in aller Munde. Sie waren das letzte AM4-Ass im AMD-Ärmel, um den neuen Prozessoren auf der alten Plattform etwas entgegenwerfen zu können. Denn Ryzen 7000 kommt laut AMD erst im zweiten Halbjahr 2022 auf den Markt und muss sich bereits mit Raptor Lake messen, dem Nachfolger von Alder Lake. Mit Ryzen 7000 zieht man aber auch bei den Features wieder mit Intel gleich. Sowohl DDR5 als auch PCIe 5.0 sind mit an Bord, auch der Takt steigt auf bis zu 5 GHz. Bei der Fertigungstechnik ist AMD dank TSMCs 5nm-Node wohl sogar im Vorteil.
Der Ryzen 7 5800X3D hat im Vergleich zu Alder Lake vor allem bei den Features das Nachsehen. DDR5 und PCIe 5.0 kommen erst mit Ryzen 7000, während die Konkurrenz beides bereits im Programm hat. Damit wird AMD dem großen Konkurrenten Intel wohl keine Marktanteile abnehmen. Der Prozessor schickt sich dafür aber auch nicht an, sondern soll vor allem Käufer bei AMD halten, die durch das Upgrade noch einmal massiv profitieren. Der Ryzen 7 5800X3D ist dennoch eher ein Lückenbüßer, bis die kommende Generation dann endgültig wieder gleich- oder vorbeiziehen kann. Ob wir den 3D-Cache auch dort sehen werden, ist noch nicht bestätigt, aber wahrscheinlich.
Sollte ich einen AMD Ryzen 7 5800X3D kaufen?
Trotzt des Lückenbüßerdaseins hat der Ryzen 7 5800X3D enormes Potenzial und ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Intel. Selbst mit einem alten X470-Motherboard aus 2018 läuft der neue Prozessor noch liefert je nach Ausgangslage ein ordentliches Leistungsplus. Hält AMD die versprochenen 15% Mehrleistung im Schnitt, können das im Vergleich zum Ryzen 7 2700X bis zu 70 Prozent mehr FPS sein, den Ryzen 5 2600X hängt der Prozessor sogar um satte 82 Prozent ab. Auch Ryzen 3000-Besitzer können über ein Upgrade nachdenken. Der Ryzen 7 5800X3D erreicht gut 50 Prozent mehr FPS als der Ryzen 5 3600, beim Ryzen 7 3700X sind es 45 Prozent und beim Ryzen 9 3900X immer noch 40 Prozent mehr FPS. Voraussetzung ist nur ein kompatibles X470, B450, X570 bzw. X570S oder B550-Motherboard mit aktuellem BIOS, das oft auch ohne CPU geupdatet werden kann. Der Rest der Plattform ändert sich nicht, sowohl Kühler als auch DDR4-Speicher sind uneingeschränkt kompatibel.
Nicht zu empfehlen ist hingegen der Umstieg von einem Intel-System nur wegen dieser CPU oder der komplette Neukauf eines PCs mit Ryzen 7 5800X3D. AM4 ist seit der Ankündigung der AM5-Plattform auf der CES 2022 auch offiziell tot. Nach knapp fünf Jahren wird sie im zweiten Halbjahr in Rente geschickt. AM5 bringt mit Ryzen 7000 dann auch DDR5- und PCIe 5.0-Support. Damit ist AMD wieder auf Augenhöhe mit Intel. Wer also auf der Suche nach einem neuen System ist oder von älteren Generationen wie Kaby Lake oder den FX-Prozessoren wechselt, sollte auf Ryzen 7000 mit AM5 warten oder auf Intel Alder Lake setzen. Der Ryzen 7 5800X3D wäre in diesem Fall ein Fehler, da man auf eine Plattform im Endstadium ohne Chance auf Upgrades setzen würde.
Fazit: der Ryzen 7 5800X3D ist als Upgrade unschlagbar
Der AMD Ryzen 7 5800X3D ist ein äußerst interessanter Prozessor. Er holt nicht nur zum Gegenschlag zu Intels Alder Lake aus, sondern ist vor allem eins: ein absoluter Upgrade-Tipp. Der Ryzen 7 5800X3D hat dank zusätzlichen 64 MB 3D V-Cache noch einmal ein sattes Leistungsplus und nutzt nach wie vor die etablierte und bereits breit verfügbare AM4-Plattform. Ein BIOS-Update genügt und schon sind selbst bald vier Jahre alte X470- oder B450-Motherboards kompatibel. AMD gibt seinen Käufern damit die Möglichkeit, unkompliziert und ohne Wechsel des Motherboards, des Arbeitsspeichers oder des Kühlers auf eine weit leistungsfähigere CPU aufzurüsten. Das dürfte vor allem für Ryzen 2000-Besitzer interessant sein, die 70 oder gar 80 Prozent mehr FPS erreichen können. Auch Ryzen 3000-Nutzer können von gut 40 bis 50 Prozent höheren FPS profitieren.
Wer komplett neu kauft ist mit dem Ryzen 7 5800X3D allerdings nicht gut beraten. Die Konkurrenz in Form von Intel setzt mit Alder Lake bereits auf eine wesentlich bessere Plattform mit DDR5- und PCIe 5.0-Support. Auch AMD selbst wechselt noch dieses Jahr auf den Sockel AM5 und damit zu einer neuen Plattform. Der Ryzen 7 5800X3D ist hier außen vor, da er als wohl letztes Modell mit AM4-Sockel an den Start geht, einer recht alten Plattform. Wer von einer deutlich älteren Generation auf ein neues System wechseln möchte ist also mit Intel Alder Lake jetzt sofort oder Ryzen 7000 in ein paar Monaten auf dem deutlich besseren Stand.
Auch der Preis des AMD Ryzen 7 5800X3D ist mit 499 Euro moderat. Die Kosten dürften durch das 3D-Stacking-Verfahren und des zusätzlichen Chiplets zwar höher als beim 5800X liegen, durch den Konkurrenzdruck von Intel kam aber dann doch ein guter Preis zustande. Den gewöhnlichen Ryzen 7 5800X verramscht AMD derzeit geradezu. Seit dem 20.4.2022 ist der Ryzen 7 5800X3D in Deutschland direkt verfügbar bei Mindfactory und mit etwas Lieferzeit auch bei anderen erhältlich (siehe Tabelle).
Händler | Preis |
---|---|
Proshop | 499,90€ |
Amazon | 509€ |
Alternate | 509€ |
Mindfactory | 519€ |
Zwei weitere Asse könnte sich AMD übrigens noch aufsparen: auf der CES 2022 verlor man kein Wort über einen möglichen Ryzen 9 5900X3D oder Ryzen 9 5950X3D. Sie könnten als finaler Konter zum Intel Core i9-12900KS dienen.
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