Hausdurchsuchung wegen billiger Windows 10-Keys – das kann passieren

(Bild: Microsoft)

Derzeit gibt es wegen illegaler Windows 10-Keys von eBay und Lizengo Vorladungen und Hausdurchsuchungen. Doch was kann passieren?

Billiges Windows 10 – eine Marktlücke mit System

Windows 10 ist nach wie vor das beliebteste Betriebssystem weltweit. Über eine Milliarden Nutzer hat das Microsoft-Betriebssystem. Die weite Verbreitung kommt vor allem daher, dass Windows 10 auf sehr vielen Notebooks und PCs bereits vorinstalliert ist. Wer seine PCs selbst baut hat diesen Luxus nicht und benötigt eine Windows 10-Lizenz. Diese kostet bei Microsoft satte 145 Euro für die Home- und sogar 259 Euro für die Pro-Version. Googelt man dann allerdings nach anderen Anbietern, tauchen schnell Angebote für 40 Euro oder sogar nur 15 Euro auf. Diese kommen oft von deutschen Firmen, sie wirken seriös – sind es in vielen Fällen jedoch nicht.

Der Verkauf von Keys für Microsoft-Produkte wie Windows oder Office ist ein richtiges Geschäftsmodell geworden. Die Händler geben dabei meist an, dass sie gebrauchte Lizenzen verkaufen. Das ist grundsätzlich legal und durch die viele OEM-Hardware sind potenziell auch viele gültige Lizenzen im Umlauf. Die meisten Händler verkaufen jedoch anstatt Lizenzen einfach nur Keys. Diese Produktschlüssel dienen nur zur Aktivierung von Windows 10, sind aber keine Lizenz – und sie lassen sich mehrfach nutzen. Wie diese Masche funktioniert, haben wir in diesem Artikel detailliert ausgeführt.

Hausdurchsuchungen in Deutschland

Dass es sich hier nicht um eine legale Praktik handelt, zeigen jetzt laufende Verfahren in Deutschland. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz gegenüber Golem.de bestätigt hat, seien in den letzten sieben Jahren eine Anzahl von Fällen im „niedrigen, fünfstelligen Bereich“ in Zusammenhang mit Microsoft-Produkten wie Windows 10 bearbeitet worden. Auch aktuell seien wieder „mehrere Umfangsverfahren anhängig“. Ermittelt wird gegen Verkäufer, aber auch Käufer solcher unseriöser Software-Keys. Dafür verschickt die Polizei derzeit wohl auch fleißig Vorladungen an Privatpersonen. Der Verdacht: leichtfertige Geldwäsche und Urheberrechtsverletzungen.

Damit nicht genug ist es in einzelnen Fällen auch zu Hausdurchsuchungen bei den Beschuldigten gekommen. Das berichtet der IT-Anwalt Tobias Kläner, der mit seiner Kanzlei laut eigenen Angaben bereits über 150 solcher Fälle begleitet hat.

Was passieren kann

Wer eine solche Vorladung erhält, sollte auf der Hut sein. Bei einer Vorladung handelt es sich lediglich um eine Einladung, der nicht Folge geleistet werden muss. Ohne Akteneinsicht und anwaltlichen Rat kommt es schnell dazu, dass sich die Beschuldigten selbst belasten. „Wer etwa freiwillig einräumt, Windows 10 mit der erworbenen Lizenz auf seinem Rechner installiert zu haben, der hat den objektiven Tatbestand einer Urheberrechtsverletzung nach § 106 UrhG bereits gestanden und ist der Falle der Ermittler aufgesessen“, wie Kläner ausführt. Der größte Teil der Verfahren, bei denen der Anwalt der Rechtsbeistand war, wurde wieder eingestellt.

In fünf dieser Verfahren kam es jedoch zu Verurteilungen und Geldstrafen. Theoretisch können bei Urheberrechtsverletzungen sogar bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe verhängt werden. Da es sich beim Kauf von günstigen Windows 10-Keys aber um eine vergleichsweise geringe Streitsumme handelt, ist das wohl unwahrscheinlich. Auch Christian Solmecke von der auf Medien- und Urheberrecht spezialisierten Kanzlei Wilde Beuger Solmecke schätzt die Gefahr für eine Verurteilung als eher gering ein, sofern man sich nicht selbst belastet. Ohne Geständnis müsse erst einmal nachgewiesen werden, dass ein Vorsatz zur Straftat bestand – und dafür reiche der augenscheinlich günstige Preis nicht aus. In allen Fällen sollte man aber anwaltlichen Rat einholen.

Soll man noch günstige Windows 10-Keys kaufen?

Die aktuellen Fälle zeigen einmal mehr, dass sich auch Microsoft den Lizenzschwindel diverser Händler nicht gefallen lässt. Allerdings trifft es eben nicht nur die großen Fische, da die Staatsanwaltschaft wegen des Legalitätsprinzips auch zur Ermittlung gegen die Käufer verpflichtet ist. Fraglich ist allerdings noch, woher die Daten für diese Verfahren überhaupt kamen. Während deutsche Händler und deren Kunden wohl schneller von Ermittlungen in Deutschland betroffen sind, dürften es die Behörden gegen Händler aus dem asiatischen Raum wie MMOGA schwerer haben.

Da das Thema aktuell aber scheinbar im Fokus der Staatsanwaltschaft ist, sollte man sich zweimal überlegen, einen günstigen Key für Windows 10 zu kaufen. Und auch die offizielle Variante gibt es für weniger Geld als bei Microsoft direkt. Windows 10 Home kostet gut 72 Euro, Windows 10 Pro gibt es für 125 Euro. In Anbetracht möglicher Geldstrafen ist dieser Preis dann wiederum gering.