AMD Radeon VII kurz und knapp: Alle Benchmarks und Spieleergebnisse

AMD Radeon VII Launch
(Bild: AMD)

Heute startet der Verkauf der AMD Radeon VII. Wir haben alle Informationen, Benchmarks und Spieleergebnisse für euch kurz und knapp zusammengefasst.

AMD Radeon VII: aus dem Server für die Consumer

Heute hat AMD den Verkauf der Radeon VII gestartet. Die Grafikkarte ist der Versuch, doch noch eine Konkurrenz für die Turing-Generation von Nvidia zu werden, bis wirkliche Konkurrenz in Form von Navi Mitte des Jahres auf dem Plan steht. Bis dahin bleibt AMD nicht viel übrig, als das beste aus der Situation zu machen. Deshalb muss die Vega-Architektur doch noch einmal herhalten. Diese hatte das Unternehmen Ende 2018 noch einmal geupdatet. Der Chip namens Vega 20 kommt nicht mehr mit 14nm-Strukturbreite, sondern ist die erste 7nm-Grafikkarte. Diese kommt zuerst in der Radeon Instinct MI60 und Radeon Instinct MI50 zum Einsatz. Aus den Rippen letzterer hat AMD dann auch die Radeon VII geschnitten. Die Endkunden erhalten also sozusagen eine Server-Grafikkarte mit normalem Kühler und Displayanschlüssen – mit allen Vor- und Nachteilen.

3.840 Shader und 16 GB HBM2

Geerbt hat die Radeon VII dadurch nämlich auch die komplette Hardware, die die Radeon Instinct MI50 mit sich bringt. So kommt ein leicht beschnittener Vega 20-Chip zum Einsatz. Dieser beinhaltet 60 Compute Units und damit 3.840 Shader-Einheiten, 240 Textureinheiten und 64 Rasteroperatoren. Der Basistakt liegt bei 1.450 MHz, der Boosttakt bei 1.800 MHz. Das Hauptaugenmerk und ein großes Unterscheidungsmerkmal zur RTX 2080, gegen die die Radeon VII antritt, ist jedoch der Speicher. Hier kommen 16 Gigabyte HBM2-Speicher zum Einsatz, welcher über ein 1 TB/s-Interface angebunden ist. Das dürfte vor allem Content Creator freuen, die den Speicher auch vollbekommen.

Eher nachteilig dürften sich allerdings ein paar andere Faktoren auswirken. So wird die Radeon VII viel Strom verbrauchen. Eine TDP von 300 Watt hat auch die MI50 auf dem Datenblatt stehen. Zwar gibt es auch einen großen Kühler mit drei Axiallüftern, heiß werden dürfte die Grafikkarte aber trotzdem. Etwas, was AMD nicht von der MI50 übernommen hat, ist der Anschluss. Während die Servergrafikkarte auf PCIe 4.0 setzt, kommt bei der Radeon VII nur PCIe 3.0 zum Einsatz. Damit will das Unternehmen wohl nicht im eigenen Segment wildern.

Die Benchmarks zum Launch

Kommen wir nun zu den Benchmarks der Radeon VII. AMD bewirbt die Grafikkarte neben den herausragenden Compute-Fähigkeiten auch mit einer Gaming-Leistung auf dem Niveau der RTX 2080. Da wir selbst vor dem Launch leider keine Radeon VII erhalten haben, verwenden wir die sehr detaillierten Benchmarks der Kollegen von ComputerBase.de.

Gaming

Bei den Gaming-Benchmarks hat ComputerBase herausgefunden, dass es die Radeon VII im Vergleich zur Konkurrenz von Nvidia eher schwer hat. Auf UHD-Auflösung liegt die Grafikkarte bei 72 Prozent im Vergleich zur RTX 2080 Ti und damit 3 Prozent hinter der GTX 1080 Ti Founders Edition und 9 Prozent hinter der RTX 2080 Founders Edition. Erst mit Übertaktung schlägt sie die GTX 1080 Ti um 5 Prozent und liegt nur mehr 1 Prozent hinter der RTX 2080. Lediglich in einem Spiel ist sie der RTX 2080 ohne Übertaktung überlegen und zwar Far Cry 5 (5 Prozent). Im Übertakteten Modus sind es die Spiele Call of Duty: WWII (3 Prozent), Destiny 2 (gleichauf), Elex (8 Prozent), Far Cry 5 (13 Prozent), Jurassic World (7 Prozent), Mittelerde: Schatten des Krieges (4 Prozent), Monster Hunter World (2 Prozent) und Star Wars: Battlefront 2 (7 Prozent).

Auf WQHD sieht die Sache ähnlich bis schlechter aus. Die GTX 1080 Ti ist gegen die nicht übertaktete Radeon VII overall 5 Prozent im Vorteil, die RTX 2080 sogar ganze 13 Prozent. Auf Full HD steigt das Gefälle noch einmal. Hier ist die Radeon VII gleichauf mit der RTX 2070, 9 Prozent schneller ist die GTX 1080 Ti und 15 Prozent schneller die RTX 2080. Auch der Abstand zur hauseigenen RX Vega 64 schrumpft beträchtlich. Die Radeon VII ist in WQHD nur mehr 22 Prozent, in Full HD sogar nur mehr 14 Prozent vor der Grafikkarte, während es in UHD noch 28, mit Übertaktung sogar 40 Prozent waren.

Stromverbrauch, Temperatur, Lautstärke

Der Stromverbrauch ist bei der Radeon VII wegen der hohen TDP von 300 Watt durchaus ein heikles Thema. Ohne Last ist der Verbrauch mit 12 Watt allerdings okay und liegt unterhalb der RTX 2080 Ti Founders Edition. Bei YouTube-videos ist nur die GTX 1080 FE mit 17 Watt der Radeon VII mit 18 Watt Verbrauch überlegen. Die nächste Karte, die RTX 2060 Founders Edition, verbraucht mit 23 Watt deutlich mehr. In Spielen sieht die Sache jedoch anders aus. Hier verbraucht die Radeon VII im Durchschnitt 277 Watt und damit so viel wie die RTX 2080 Ti. Im übertakteten Modus ist der Verbrauch mit 309 Watt sogar am höchsten, dicht gefolgt von der normal getakteten RX Vega 64 mit 303 Watt. Spannend ist jedoch auch, dass Undervolting bei der Radeon VII einen deutlichen Vorteil bringt. Während die undervoltete Grafikkarte gleich viel wie die standardmäßig getaktete Version leistet, ist der Verbrauch deutlich geringer. Das zeigt sich im Performance pro Watt-Rating. Hier schlägt sie die RTX 2080 knapp um 1 Prozent und übertrifft sich selbst ohne Undervolting um 34 Prozent.

Das Thema Lautstärke ist beim neuen Kühler der Radeon VII ebenfalls wichtig. Dieser hat durch die hohe TDP viel zu arbeiten und ist unter Last störend laut. Hier drehen die Lüfter auf gut 2.900 Umdrehungen pro Minute. Die Grafikkarte erreicht so 51 Dezibel, was dem Wert der RX Vega 64 entspricht. Beim Spielen erreichte die Founders Edition der RTX 2080 hingegen nur gut 39 Dezibel, was deutlich leiser ist. Die undervoltete Version der Radeon VII kann hier mit 42 Dezibel deutlich besser mithalten. Im Windows-Desktop ist die Grafikkarte generell aber leise. Hier sind nur 28,5 Dezibel messbar, was unter den Werten der Konkurrenz mit 29 Dezibel bei der Pascal-Foundes Edition und 31 Dezibel bei der Turing-Founders Edition (RTX 2080 und 2080 Ti) liegt.

Der laute Kühler ist in vielen Spielen aber scheinbar notwendig. Während im Windows-Desktop die Temperatur noch bei 30 Grad Celsius und damit am Spitzenwert liegt, schneidet die Radeon VII beim Gaming nicht so gut ab. In Kingdom Come: Deliverance erreicht sie 78 Grad Celsius und damit 3 Grad Celsius mehr als die RTX 2080. Das Undervolten bringt hier scheinbar nichts, da der Wert hier bei 80 Grad Celsius liegt. Hingegen macht auch das Übertakten bei gleicher Spannung nichts, da der Wert mit der übertakteten Radeon VII bei 77 Grad Celsius liegt. Wärmer sind nur die GTX 1080 FE mit 82, die GTX 1080 Ti FE mit 84 und die RX Vega 64 mit 85 Grad Celsius.

Übertakten: ohne gute Kühlung geht wenig

Auch übertakte haben die Tester bei Computerbase natürlich. Das gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht. So wird die Radeon VII deutlich wärmer als erwartet. Mit dem hauseigenen WattMan-Tool lassen sich bei der Grafikkarte einige Parameter verändern. Während bei der RX Vega 64 noch das Powerlimit auf bis zu 50 Prozent nach oben erhöhbar war, ging das bei der Radeon VII nicht mehr. Hier waren maximal 20 Prozent möglich, mehr lässt das Programm nicht zu. Das Problem ist aber eher die hohe Temperatur. Mit der Standardspannung von 1,055 Volt lassen sich 1.926 MHz Takt erreichen. In Spielen bedeutet das jedoch nur einen Takt von gut 1.880 MHz. Mehr Spannung ist zudem mit dem Standardkühler nicht möglich, da die Temperatur deutlich zu hoch stieg. Hier müssen Wasserkühler wohl Abhilfe schaffen.

Fazit: nicht schneller als die RTX 2080, dafür 16 Gigabyte HBM2

Als Fazit lässt sich zur Radeon VII sagen, dass es sich wohl um eine recht spezielle Karte handelt. Mit 16 Gigabyte HBM2-Speicher hat man im Gaming-Bereich die nächsten Jahre ausgesorgt. Für Render-Workloads und andere Spezialitäten dürfte die hohe Bandbreite und der hohe Speicher zusätzlich ein großes Plus sein. Beim Gaming bekommt man ihn jedoch kaum voll, und hier zeigen sich auch die Nachteile der Radeon VII. Im Vergleich zur RX Vega 64 ist die Leistung zwar deutlich gestiegen, an die RTX 2080 kommt die Grafikkarte aber ohne Overclocking nicht wirklich heran. Zudem ist der Preis etwas happig. Die derzeit günstigste Radeon VII kostet 729 Euro, andere Händler rufen Preise um die 800 Euro aus. Dafür erhält man bereits problemlos eine gute Custom-Version der RTX 2080. Alles in allem hinterlässt die Radeon VII also einen etwas gemischten Geschmack bei uns.

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Über Florian Maislinger 1222 Artikel
Florian Maislinger ist Autor und Gründer von PC Builder's Club. Als gelernter IT-Engineer ist er bestens mit Computern und Hardware vertraut und seit Kindesbeinen an ein Technikliebhaber wie er im Buche steht. Er ist hauptsächlich für die News und unsere Social Media-Kanäle verantwortlich.

1 Kommentar

  1. Ich hoffe das in diesem Jahr noch etwas kommt das der 2080ti Konkurrenz macht.
    Leider ist die Radeon VII für mich recht uninteressant da ich eine 1080ti habe.
    Wir 4K Fans liegen mehr oder minder auf den Trockenen, die 2080ti ist mir einfach zu teuer und alternativen gibt es leider nicht in dieser Leistungsklasse.

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