16 Kerne, 5,1 GHz: was wir über Ryzen 3000 wissen

AMD Ryzen 3000 Platine Chiplets
(Bild: Mockup PCBC/Material von AMD)

Ryzen 3000 ist noch ein gutes Stück entfernt, bereits jetzt gibt es aber viele interessante Details. Wir haben alle Leaks und Informationen zusammengefasst.

Ryzen 3000: ist das das Ende von Intel?

Mit den ersten beiden Generationen von Ryzen hat AMD vieles richtig gemacht. Mit mehr Kernen, guten und vor allem stabilen Preisen und einem sehr guten Gesamtpaket hat das Unternehmen Intel nach dem FX-Desaster endlich wieder die Stirn geboten. Auf lange Sicht gesehen fühlte sich der Konkurrent sogar dazu genötigt, selbst Achtkerner auf den Markt zu bringen. Dabei handelte es sich aber eher um eine Notlösung auf Basis der bereits bis zum Ende ausgereizten 14nm-Strukturbreite. Das resultierte in einer hohen Leistungsaufnahme und trotz verlötetem Heatspreader in einem sehr warmen Prozessor.

Der dritte Ryzen-Streich könnte Intel jetzt aber noch einmal härter treffen. Mit Ryzen 3000 kommt Mitte des Jahres eine Prozessorgeneration auf den Markt, die durch Zen 2 und ein neues Design noch einmal deutlich an Takt und auch an Kernen zulegen könnte. Das Ende von Intel ist Zen 2 zwar definitiv nicht, sollten die geleakten Angaben aber stimmen, dürfte das Unternehmen ein Problem haben. In diesem Artikel haben wir zusammengefasst, was bereits über Ryzen 3000 bekannt ist.

Die Technik: Zen 2 mit 7nm und Chiplets

Technisch setzt AMD auch bei Ryzen 3000 auf die Zen 2-Architektur, welche auch in der zweiten Generation von Epyc alias Rome zum Einsatz kommt. Zen 2 ist die Evolution von Zen bzw. Zen+, welche noch in der ersten und zweiten Generation von Ryzen zum Einsatz kamen. Neben weiteren technischen Verfeinerungen ist der Hauptunterschied die Strukturbreite. So setzt AMD nun vollständig auf das 7 Nanometer-Verfahren von TSMC. Die kleinere Strukturbreite bringt gleich mehrere Vorteile. Einerseits schrumpft die Größe der Chips. Es können auf der gleichen Fläche also mehr Transistoren verbaut werden. Andererseits ist der 7nm-Prozess deutlich effizienter als 14 oder 12nm. Diesen Vorteil kann AMD nun auf einige Weisen nutzen. Einerseits kann dadurch ein deutlich niedrigerer Stromverbrauch erreicht werden. AMD wird aber eher in die andere Richtung gehen. Bei gleichem Stromverbrauch lassen sich durch die bessere Effizienz nämlich auch deutlich höhere Taktraten erzielen.

Durch die kleineren Chips ist auch ein anderer Vorteil nutzbar, den AMD schon bei Epyc 2 umgesetzt hat. Die Anzahl der Kerne hat sich bei der Server-Sparte verdoppelt. So sind nun statt maximal 32 Kernen bis zu 64 Kerne möglich. Auch das Chipdesign ist neu. In der Mitte sitzt ein 14nm-Chip, der die Speicherverwaltung und I/O-Hub dient. Dadurch sind die Speicherlatenzen nun für jeden Zugriff gleich, was in vielen Fällen bei der ersten Generation ein Problem war. An diesen Management-Chip sind dann die kleineren Chiplets angeschlossen. Sie beinhalten die eigentlichen Rechenkerne und den Cache. Pro Chiplet sind acht Kerne verbaut.

Auf der CES gab es noch wenige Informationen, was Ryzen 3000 betrifft. Allerdings zeigte CEO Lisa Su auch einen Prozessor, der ein ähnliches Layout wie Epyc 2 aufwies. So gab es einen großen Management-Chip und ein kleineres Chiplet. Der wirklich interessante Fakt ist jedoch, wo dieses Chiplet montiert ist. So ist dieses nicht etwa mittig neben dem Management-Chip aufgelötet, sondern nach oben versetzt. Es hat also noch ein weiterer Chip darunter platz. Wenn es sich um die gleichen Chiplets wie bei Epyc handelt, was aus Sicht einer günstigen Produktion nur logisch wäre, könnten mit Ryzen 3000 auch 16 Prozessorkerne auf der AM4-Plattform möglich sein.

Ryzen 3000-Fakten: PCIe 4.0 Chiplet-Design, AM4-Support

Da die neue Ryzen-Generation derzeit wohl eines der spannendsten Themen überhaupt ist, gibt es auch entsprechend viele Leaks, Informationshäppchen und Spekulationen. Wir fangen damit an, was AMD bereits offiziell bestätigt hat. Das gezeigte Chipdesign bestätigt zwar nicht offiziell, dass mehr als acht Kerne geplant sind, die Andeutung auf der CES durch das Herzeigen des Chip-Designs ist jedoch mehr als deutlich gewesen. In einem Interview im Anschluss an die Präsentation bestätigte Lisa Su auch, dass für Ryzen 3000 mehr als acht Kerne erwartet werden können. Wie viele genau sagt sie jedoch nicht. Auch einige andere Details gab es auf der CES von AMD. So ist Ryzen 3000 die erste Desktop-Plattform mit Unterstützung für PCIe 4.0. Die neue Anbindung ist doppelt so schnell wie PCIe 3.0.

Trotz vermutlich mehr Kernen und Features wie PCIe 4.0 gab es aber auch noch eine weitere Bestätigung, die viele Fans freuen dürfte. So sollen auch die neuen Ryzen 3000-Prozessoren weiterhin auf AM4 und auch auf den dann veralteten Chipsätzen lauffähig sein. Möglicherweise gibt AMD nicht alle Chipsätze oder nur bestimmte Boards frei, die Kompatibilität ist aber grundsätzlich gegeben. Einen neuen Chipsatz soll es allerdings auch geben. Dieser trägt dann logischerweise die Bezeichnung X570.

Auch eine kurze Leistungsdemonstration gab es auf der CES. Dabei testete AMD ein Ryzen 3000-Engineering-Sample mit acht Kernen und 16 Threads gegen den Intel Core i9-9900K im Cinebench-Test. Das Engineering-Sample erreichte 2.057 Punkte und damit nur knapp mehr Punkte als der i9-9900K, welcher 2.040 Punkte erreichte. Besonders sei jedoch der Stromverbrauch. Während der i9-9900K 179,9 Watt verbrauchte, genehmigte sich das Ryzen 3000-Sample nur 133,4 Watt. Auf welcher Taktrate und unter welchen Umständen die Tests durchgeführt wurden, ist allerdings unbekannt.

Leaks und Spekulationen: bis zu 16 Kerne und 5,1 GHz

Kommen wir nun zu den Spekulationen rund um Ryzen 3000. Eine der größten Bomben hat der YouTuber AdoredTV bereits Anfang Dezember letztes Jahr platzen lassen. Er veröffentlichte die vollständigen Spezifikationen aller kommenden Ryzen 3000-Prozessoren. Bereits zu diesem Zeitpunkt verfestigte sich das Gerücht, dass AMD auf bis zu 16 Kerne setzen könnte. Generell zeigte dieser Leak jedoch, dass das Unternehmen in der ganzen Ryzen-Sparte auf deutlich mehr Kerne setzt. Den Start machen in der Ryzen 3-Serie demnach Sechskerner. Ryzen 5 erhält acht Kerne, während Ryzen 7-Prozessoren in Zukunft 12 Kerne verbaut haben. AMD führt angeblich auch eine neue Serie namens Ryzen 9 und ist damit in Zukunft quasi gleich wie Intel mit dem i9-9900K aufgestellt. Die Ryzen 9-Prozessoren sollen aber mit ganzen 16 Kernen kommen.

Kerne/ThreadsBasistaktBoosttaktGrafikTDPPreis
Ryzen 3 33006/123,2 GHz4,0 GHz-50 W
Ryzen 3 3300X6/123,5 GHz4,3 GHz-65 W
Ryzen 3 3300G6/123,0 GHz3,8 GHz15 CUs65 W
Ryzen 5 36008/163,6 GHz4,4 GHz-65 W
Ryzen 5 3600X8/164,0 GHz4,8 GHz-95 W
Ryzen 5 3600G8/163,2 GHz4,0 GHz20 CUs95 W
Ryzen 7 370012/243,8 GHz4,6 GHz-95 W
Ryzen 7 3700X12/244,2 GHz5,0 GHz-105 W
Ryzen 9 3800X16/323,9 GHz4,7 GHz-125 W
Ryzen 9 3850X16/324,3 GHz5,1 GHz-135 W

Ebenfalls bemerkenswert sind die hohen Taktraten, die die Prozessoren erreichen sollen. So soll das Topmodell Ryzen 9 3850X bis zu 5,1 GHz erreichen. Auf wie vielen Kernen ist noch unbekannt. Doch auch der Basistakt ist vergleichsweise hoch. Er soll bei 4,3 GHz liegen und damit über den 4,25 GHz, die das aktuelle Topmodell Ryzen 7 2700X im Boosttakt erreicht. Am zweithöchsten taktet der Ryzen 7 3700X, welcher 5,0 GHz im Boost und 4,2 GHz im Standardtakt erreichen soll. Der Ryzen 5 3600X erreicht 4,0 GHz im Standard- und 4,8 GHz im Boosttakt. Jeweils 400 MHz im Boost- und Standardtakt darunter liegen die Modelle ohne X (Ryzen 5 3600 und Ryzen 7 3700) bzw. der Ryzen 9 3800X. Zusätzlich zu den Modellen ohne iGPU soll es wieder APUs mit integrierter Grafikeinheit geben. Ob es sich dabei um Navi oder Vega handelt, ist noch unbekannt. Bei der Ryzen 5-Serie positioniert AMD die APU als Ryzen 5 3300G diesmal am oberen und nicht am unteren Ende, wie es mit dem Ryzen 5 2400G der Fall ist.

Dass zumindest der 12-Kerner existiert, bestätigt auch ein kürzlicher Leak eines UserBenchmarks. Der Leak stammt vom Thailänder TUM APISAK, welcher als zuverlässige Quelle für solche Leaks gilt. Trotzdem besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass es sich bei dem Ergebnis um eine Fälschung handelt. Der Takt liegt auch nur bei 3,4 GHz Standard- und 3,6 GHz Boosttakt, was aber auch am Engineering-Sample liegen kann. Auch ein russischer Händler hat die Prozessoren bereits gelistet, allerdings scheint es sich dabei um Platzhalter zu handeln, da die Werte exakt mit denen von AdoredTV übereinstimmen. Generell lässt sich schwer sagen, wie authentisch der Leak des YouTubers ist. Er nennt keine konkrete Quelle, allerdings hat auch der HardOCP-Autor Kyle Bennett, der sehr intensiv mit AMD zusammenarbeitet, bestätigt, dass vieles (aber nicht alles) davon stimmt.

Launch zur Computex 2019?

Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein genaues Datum, wann die ersten Ryzen 3000-Prozessoren eigentlich auf den Markt kommen. Laut AdroedTV hätte AMD die ersten Modelle bereits bei der CES 2019 vorstellen müssen. Dieser Fall ist aber noch nicht eingetreten. Stattdessen kündigte das Unternehmen an, Mitte des Jahres die ersten Prozessoren auf den Markt zu bringen. Damit wäre der Zeitplan gleich mit der zweiten Ryzen-Generation. Das würde zum allgemeinen Zeitplan ebenfalls gut passen, da dann wieder 14 Monate zwischen Ryzen 2000 und Ryzen 3000 liegen würden, wie es schon bei Ryzen 1000 und Ryzen 2000 der Fall war. Ein tatsächlicher Marktlaunch wäre damit im Juni 2019. Vorgestellt hat AMD Ryzen 2000 aber bereits Anfang Januar 2018. Den Anfang machte damals Raven Ridge, die Pinnacle Ridge-Prozessoren folgten am 19. April 2018. Wenn der Zeitplan wieder gleich ausfällt, vergehen zwischen Vorstellung und tatsächlichem Launch gut drei Monate. Im März könnte AMD demnach ein Event zur Vorstellung von Ryzen 3000 nutzen. Der Launch könnte dann zur Computex 2019 Anfang Juni folgen. Bis dahin müssen wir uns wohl weiterhin mit Leaks und Spekulationen begnügen. Spannend wird die neue Generation aber auf jeden Fall.

Über Florian Maislinger 1222 Artikel
Florian Maislinger ist Autor und Gründer von PC Builder's Club. Als gelernter IT-Engineer ist er bestens mit Computern und Hardware vertraut und seit Kindesbeinen an ein Technikliebhaber wie er im Buche steht. Er ist hauptsächlich für die News und unsere Social Media-Kanäle verantwortlich.

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