Nvidia Turing kurz und knapp: Reviews und Benchmarks der RTX 2080 und RTX 2080 Ti

Heute fällt die Review-Sperre für die RTX 2080 und RTX 2080 Ti. Die Nvidia Turing-Grafikkarten schlagen sich wacker in den Benchmarks, sind jedoch teuer.

Nvidia Turing: Raytracing ist das Hauptthema

Heute dürfen die ersten Reviews und Benchmarks zur RTX 2080 und RTX 2080 Ti online gehen. Nvidia hat mit der Generation das Thema Raytracing im großen Stil im Visier und gab der Architektur auch einen passenden Namen: Turing. Der Wissenschaftler Alan Turing war zu Zeiten des Nationalsozialismus in England federführend beim Knacken der Enigma-Verschlüsselung tätig und gilt als einer der Pioniere beim Thema künstliche Intelligenz. An der neuen Turing-Architektur hat Nvidia über 10 Jahre lang gearbeitet und widmet sie nun dem überragenden Genie aus England. Dazu beigetragen haben dürften vor allem die verbauten Tensor-Kerne, welche ein zentraler Bestandteil der neuen Chips ist. Diese eignen sich in Verbindung mit den RT-Cores nämlich nicht nur sehr gut für Raytracing, sondern auch für Artificial Intelligence (AI) bzw. schlicht künstliche Intelligenz.

Die Raytracing-Technologie steht jedoch trotzdem im Vordergrund. Sie ist für Spieler, welche Nvidia mit den RTX-Grafikkarten hauptsächlich im Visier hat, auch die deutlich wichtigere Variante. So lässt die Strahlentechnologie vor allem im Vergleich zum normalen Rasterizing-Verfahren fotorealistische Bilder entstehen. Dabei wird ein Strahl in den Raum geschickt und dessen Reflexion berechnet. Daraus wird dann ein Bild errechnet, das so realistisch wie ein echtes Bild sein kann. So sind neben sehr realistischen Bildern auch aufwändige Reflexionen und Lichtmodelle möglich.

Raytracing wird bereits seit langer Zeit vor allem im Kino für CGI-Effekte verwendet. Während früher große Rechenserver dafür notwendig waren, soll die neue Turing-Architektur dies mit deutlich weniger Leistung schaffen. So hat eine gezeigte Raytracing-Demo von Nvidia bei der Vorstellung von Raytracing Anfang diesen Jahres noch vier Tesla V100-Grafikkarten für die Berechnung benötigt. Die gleiche Simulation ist nun mit einer RTX 2080 Ti mit TU102-Chip möglich. Trotzdem braucht die Technik vor allem beim Echtzeit-Raytracing noch viel Rechenpower.

RTX 2080 Ti, RTX 2080 und RTX 2070 als Raytracing-GPUs

Diese Rechenpower stellen nun erstmals auch Consumer-Grafikkarten zur Verfügung. So hat Nvidia im Vorfeld der Gamescom die Grafikkarten RTX 2080 Ti, RTX 2080 und RTX 2070 vorgestellt. Diese beinhalten neben verbesserten und deutlich mehr CUDA-Cores pro 64 Shadern auch 8 Tensor-Cores und einen Raytracing-Core, welche nur für die Berechnung von Echtzeit-Raytracingeffekten zuständig sind. Dadurch sind bereits erste Spiele wie Battlefield V oder Rise of the Tomb Raider mit Echtzeit-Raytracing-Effekten möglich. Die leistungshungrige Technik zwingt die Grafikkarten jedoch auf ein Level von gut 60 FPS bei Full HD-Auflösung. Auch zur generellen Gamingleistung abseits von Raytracing wurden im Vorfeld bereits Befürchtungen laut. So soll die Leistung nicht so stark gestiegen sein. Nvidia habe sich zu stark auf Raytracing fokussiert. Die ersten Benchmarks zeigen nun, dass die beiden ersten Turing-Grafikkarten RTX 2080 und RTX 2080 Ti auch im normalen Gaming durchaus eine starke Leistung liefern.

Schneller als alle Grafikkarten, die es jemals gab

Da wir selbst noch keine Samples der RTX-Grafikkarten erhalten haben, greifen wir auf die unglaublich ausführlichen Benchmarks der Kollegen von ComputerBase zurück. Diese haben die Founders Edition der RTX 2080 und RTX 2080 Ti in einer Vielzahl an Benchmarks auf 4K, WQHD und Full HD getestet. Auch Benchmarks im übertakteten Modus wurden angefertigt. Wir fassen hier nur kurz die Ergebnisse zusammen – wer sämtliche Einzelheiten bis ins kleinste Detail erfahren möchte, dem sei der ganze Artikel von ComputerBase ans Herz gelegt.

Dabei zeigt sich, dass Turing scheinbar vor allem von noch höherem Takt profitiert. Im 4K-Benchmark lassen sich gegenüber der normalen Founders Edition im Schnitt 9 Prozent mehr Leistung bei der RTX 2080 und 11 Prozent mehr Leistung bei der RTX 2080 Ti herausholen. Auch die restlichen Kontrahenten im Testfeld schlagen die RTX-Grafikkarten sehr deutlich. Ohne Übertaktung liegt die RTX 2080 Ti 35 Prozent vor der GTX 1080 Ti, mit Übertaktung sogar ganze 50 Prozent. Der Abstand zur RTX 2080 ist geringer. Diese ist ohne Übertaktung sechs Prozent und mit Übertaktung 16 Prozent schneller als die GTX 1080 Ti. Eine übertaktete GTX 1080 Ti liegt hingegen sogar drei Prozent über der RTX 2080 ohne Übertaktung und sechs Prozent hinter ihr mit Übertaktung der 2080. Gegenüber dem direkten Vorgänger GTX 1080 schafft die RTX 2080 40 Prozent mehr Frames ohne und sogar 53 Prozent mehr Frames mit Übertaktung.

Völlig stehen gelassen haben die beiden RTX-Grafikkarten auch die Konkurrenz von AMD. Die übertaktete RX Vega 64 liegt 22 Prozent hinter der unübertakteten RTX 2080 und 55 Prozent hinter der RTX 2080 Ti. Mit Übertaktung schaffen die beiden Turing-GPUs sogar 33 Prozent bzw. ganze 72 Prozent mehr als die Vega-Konkurrenz. Die übertaktete RTX 2080 Ti ist dabei sogar fast doppelt so schnell wie die nicht übertaktete RX Vega 64. Die RTX 2080 ti liegt selbst ohne Übertaktung sogar über der Titan V, was sie aktuell zur schnellsten Grafikkarte in Spielen macht.

Die RTX 2080 ist fast immer schneller als die GTX 1080 Ti

Die Spiele-Benchmarks von ComputerBase zeigen auch sehr deutlich, wie gut Turing bereits auf Spiele optimiert ist. So gab es mit den getesteten Spielen keinerlei Probleme. Im Vergleich mit den direkten Vorgängern sind die beiden RTX-Grafikkarten immer schneller. Bemerkenswert ist, dass die RTX 2080 in nur zwei Spielen langsamer als die GTX 1080 Ti rechnet. In Destiny 2 und Far Cry 5 gab es einen Gleichstand. Die übertaktete Version der GTX 1080 Ti ist jedoch in den meisten Fällen schneller als die Standardversion der RTX 2080.

Je nach Spiel variiert die Mehrleistung der RTX 2080 Ti gegenüber der GTX 1080 Ti sehr stark. So ist sie zwar in den meisten Titeln ziemlich genau 30 Prozent, in manchen Titeln jedoch 40 Prozent und mehr schneller. Den größten Leistungszuwachs gab es bei Wolfenstein 2 mit 49 Prozent gegenüber dem Vorgänger. Die RTX 2080 schaffte in diesem Spiel sogar ganze 59 Prozent mehr Leistung als der Vorgänger GTX 2080.

Weniger Leistung in WQHD und Full-HD

Die Leistung der beiden Turing-Grafikkarten schrumpft bei geringerer Auflösung hingegen deutlich. Das liegt jedoch hauptsächlich an der geringeren GPU-Last. So liegt auf WQHD overall die RTX 2080 gleichauf mit einer übertakteten GTX 1080 Ti. Gegenüber dem Vorgänger schafft sie trotzdem 39 Prozent mehr Leistung (beide Werte ohne Übertaktung). Die RTX 2080 Ti lässt die Konkurrenz erneut stehen, und schafft 32 Prozent mehr Takt als der Vorgänger GTX 1080 Ti. Bei Full-HD laufen manche Spiele dann bereits ins FPS-Limit oder gar ins CPU-Limit, weshalb der Vorsprung hier weiter schrumpft. Grundsätzlich bleiben die Kräfteverhältnisse aber erhalten. Das zeigt jedoch auch sehr deutlich, dass die beiden RTX-Grafikkarten vor allem für 4K-Gaming ausgelegt sind.

Sonderkapitel Raytracing und DLSS

Ein kleines Sonderkapitel sind aktuell noch Raytracing und DLSS. Während die ersten Raytracingspiele noch auf sich warten lassen, gibt es Deep Learning Super Sampling bereits. Die KI-basierte Kantenglättung soll in mehreren aktuellen Spielen zum Einsatz kommen. Dadurch wird quasi ein nicht 4K-Bild auf 4K-Größe upgescalet und durch die Kantenglättung deutlich verschönert. So soll ein fast identes Ergebnis erreicht werden. Der Vorteil daran ist, dass durch die niedrigere Auflösung, welche gerendert werden muss, deutlich weniger Leistung dafür verbraucht wird. Das Ergebnis ist eine deutlich gesteigerte Leistung im Vergleich zu nativem 4K-Bild ohne DLSS. Die Bilder können sich dabei sehen lassen – der 4K-Benchmark von Final Fantasy XV ist beispielsweise durch DLSS schöner als natives 4K.

RTX on oder RTX Off?

Die Frage der Fragen ist nun: lohnen sich die neuen Grafikkarten überhaupt? Die Preise, den Nvidia derzeit aufruft, sind mit 849 Euro für die RTX 2080 und 1.249 Euro für die RTX 2080 Ti (Founders Edition-Preise) äußerst hoch. Die Spieleleistung ist im Vergleich zu den Vorgängern zwar gestiegen, jedoch nicht so drastisch, dass solche Preise gleich gerechtfertigt wären. Man muss etwas weiter denken. Die neuen Turing-Grafikkarten bringen die Techniken Raytracing und DLSS in den Mainstream. Vor allem neuere Spiele werden vermehrt darauf setzen und können daher einen deutlichen Mehrwert durch die RTX-Grafikkarten erzielen. Für ältere Spiele hingegen lohnt sich ein Upgrade nicht unbedingt. Wenn die Preise auf die von Nvidia verkündeten Level (499 US-Dollar für die RTX 2070, 699 US-Dollar für die RTX 2080 und 999 US-Dollar für die RTX 2080 Ti) fallen, sind die Grafikkarten wohl auch für alle uneingeschränkt zu empfehlen.

f

Über Florian Maislinger 1222 Artikel
Florian Maislinger ist Autor und Gründer von PC Builder's Club. Als gelernter IT-Engineer ist er bestens mit Computern und Hardware vertraut und seit Kindesbeinen an ein Technikliebhaber wie er im Buche steht. Er ist hauptsächlich für die News und unsere Social Media-Kanäle verantwortlich.

4 Kommentare

    • Danke. Ist aber nicht unserer. Ich habe nur versucht, die jetzt öffentlichen Benchmarks zu einer sauberen Zusammenfassung zu verarbeiten.

  1. OK, das Weihnachtsgeld ist weg, meine 1080ti kommt unter den Hammer und unter meinen Baum wird eine 2080ti liegen, wahrscheinlich aber vor Weihnachten. Lol 🙂
    Allerdings eine Custom Karte die MSI Gaminx Trio oder eine Zotac AMP oder wenn es sie geben wird eine AP extreme.
    Endlich 4K in >60 fps und wenn ich meine Pimax 8K bekomme dürfte das auch vorteilhaft sein.
    Dazu noch einen i9 9700K oder 9900K Passendes Mainboard und RAM.
    Freu XD

    • für 4k lohnt sich das upgrade definitiv aber für 1k oder 2k user sind die verbesserungen nur maginal klar mit rt wird die neue gerneration im vorteil sein aber bis das richtig auf den markt kommt und auch massentauglich ist vergehen noch ein bis zwei jahre

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*