Klein aber oho: Zotac ZBOX Magnus EN1060 im Test

Eigentlich widerspricht es unseren eigenen Idealen und Werten, einen Fertig-PC auch nur anzurühren. Pfui! Was Zotac hier allerdings abgeliefert hat, ist gleich mehrere Blicke wert. Denn ein so kleines Gehäuse mit GTX 1060 und einem Intel Core i5-6400T ist sehr selten und perfekt für HTPC-Anwendungen. Wir haben die ZBOX Magnus EN1060 getestet.

Übersicht

Zotac ist eigentlich eher für leistungsstarke Grafikkarten wie die AMP Extreme-Serie bekannt. Dabei bietet der Hersteller mit Sitz in Hongkong auch seit langem schon Mini-Rechner an und kann gut und gerne zu den Pionieren auf diesem Gebiet gezählt werden. Zotac stellt Steam Machines, VR-Rucksäcke, Kleinrechner wie unser Testobjekt für Gaming oder Multimedia und Kleinstrechner, die eher an einen Raspberry Pi erinnern und auf der gleichen Technik basieren, her. Diese Nische besticht vor allem durch den wenig verbrauchten Platz, was beispielsweise in Büros nicht unwichtig ist. Unser Modell aus der Reihe „E“ ist dem Namen nach für Enthusiasten, sprich fürs Gaming, ausgelegt. Dabei sollen die vollen Vorteile der Größe mit sehr potenter Hardware verbunden werden.

Design und Verarbeitung

Äußerlich erinnert uns die ZBOX eigentlich stark an einen Mac Mini. Die ZBOX misst laut Hersteller 210 x 203 x 62,2 mm und ist damit einen Ticken größer und fast doppelt so dick wie der Apple-Kleinrechner (197 x 197 x 36 mm). Durch die kleine Größe ist die ZBOX als Computer „to go“ wie geschaffen. Wir haben die Größe des Computers oftmals genutzt, um ihn einfach einzupacken und woanders wieder aufzubauen. Gefertigt ist die ZBOX zum größten Teil aus Kunststoff mit vielen Lüftungsschlitzen. Das Anschlusspanel ist aus Metall gefertigt. Bei unserem Test sind uns keine Grate oder ähnliches aufgefallen. Die ZBOX wirkt sehr robust, durch das Plastik ist allerdings kein allzu hohes Wertigkeitsgefühl gegeben.

Als Anschlüsse auf der Rückseite gibt es je zweimal Displayport, HDMI, Ethernet, USB 3.0 und USB 2.0. Auch ans WLAN hat Zotac gedacht und verbaut einen Anschluss für eine Antenne, die ebenfalls in der Verpackung liegt. Mit Strom wird die ZBOX über ein externes Netzteil versorgt. Auf der Vorderseite befinden sich noch zwei USB 3.1-Anschlüsse, je einmal in A- und in C-Ausführung, ein SDXC-Kartenleser, die Anschlüsse für Mikrofon und Kopfhörer und der gelb beleuchtete Einschaltknopf.

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Hardware und Features

Kommen wir zum Eingemachten, oder in dem Fall eher den Eingeweiden. In der ZBOX herrscht ein sehr platzsparender Aufbau, es wird eng an eng gearbeitet. In unserer ZBOX sind bereits eine SSD im 2,4″-Format von Zotac mit 128 GB und 8GB DDR4-RAM mit 2133 MHz Taktung von Adata als SODIMM-Module verbaut. Der Kleinrechner wird normalerweise als Barebone ohne Arbeitsspeicher und SSD erworben. Dadurch kann der Endanwender die ZBOX auf seine Wünsche hin optimieren, was wir als sehr gut empfinden. Neben einer M.2-SSD kann auch ein 2,5″-Laufwerk eingebaut werden. Auch modular verbaut sind der Intel Core i5-6400T und die GTX 1060 bzw. was davon noch übrig ist. Um beide Komponenten in so ein minimales Gehäuse pressen zu können, hat Zotac jeweils einen flachen Radialkühler für GPU und CPU entwickelt. Diese sind im normalen IDLE-Betrieb praktisch unhörbar, bei Last jedoch deutlich zu vernehmen, was wir allerdings nicht als laut empfinden. Auch das PCB der GTX 1060 ist eigens für die ZBOX entwickelt worden. Problematisch ist jedoch die entstehende Hitze. So ist der Prozessor bereits von Haus aus geringer getaktet als von Intel vorgesehen. Auch die Grafikkarte taktet bei hoher Temperatur herunter, was wir jedoch nur bei den Benchmarks als wirklich auffällig empfunden haben.

Benchmarks und Gaming

Grundsätzlich schlägt sich das vorhin beschriebene Hitzeproblem auch in unseren Tests nieder. Durch den niedrigen Prozessortakt wirkt der Core i5-6400T oftmals als Bremse für die verbaute Grafikkarte. Dies schmerzt vor allem bei Performancetests, da die GPU noch deutlich mehr könnte, aber vom Prozessor limitiert wird. Was sich Zotac dabei gedacht hat, können wir nicht nachvollziehen. Im Firestrike-Benchmark erreicht die ZBOX 8652 Punkte. Der fehlende Takt macht sich hier bemerkbar.

Im Gaming fällt uns dieser Performanceverlust jedoch überraschenderweise eher weniger auf. Die von uns getesteten Spiele (Battlefield 1, The Witcher 3, Alien Isolation, The Forest, Mass Effect Andromeda) laufen bei Full HD durchwegs mit über 60 FPS auf mittlerer bis hoher Detailstufe. Es gab auch keine plötzlichen Einbrüche der Framerate, kein Ruckler war zu sehen. Im Gaming glänzt die ZBOX, die Benchmarks wirken fast etwas verfälscht. Dennoch sind die Ergebnisse für das gebotene Platz-Hardwareverhältnis durchaus als gut zu bewerten.

Aus Interesse haben wir auch versucht, auf der GTX 1060 ein bisschen zu minen. Hier schlägt das Hitzeproblem mit voller Wucht zu. Die ersten paar Minuten erreichte die verbaute Grafikkarte gute 16 MH/s im Ethereum-Mining. Durch das Heruntertakten wurde die Leistung mit der Zeit aber deutlich weniger. Nach einer guten halben Stunde hat der Miner dann seinen Dienst verweigert: zu hohe Temperatur.

Fazit

Eigentlich bleiben wir gern unserem Motto „… weil Fertig-PCs für Anfänger sind!“ treu und bauen unsere Computer selbst. Die ZBOX beweist allerdings, dass auch auf vergleichsweise geringem Raum viel möglich ist. Die Größe erlaubt es, den Computer problemlos in die Tasche zu packen und an einem anderen Ort weiterzuspielen. Das hat uns vor allem bei einem Videoprojekt einen guten Vorteil gebracht, weil die Datenmengen unmöglich ständig hin- und herkopiert werden konnten. Die ZBOX liefert auf engstem Raum sehr potente Hardware. Die Kühllösung ist zwar nicht optimal, jedoch auch der Größe geschuldet und trotz der Architektur im Verhältnis sehr leise. Vorteilhaft ist auch die modulare Bauweise, die es erlauben, fast alle Komponenten problemlos zu tauschen.

Happig ist jedoch der Preis für die ZBOX. Die Version mit GTX 1060, wie wir sie im Test hatten, kostet als Barebone ohne SSD und Arbeitsspeicher bereits gute 900€. Die größere Variante mit GTX 1070 kostet schon über 1160€. Die Versionen mit dem K-Suffix werden mit gleicher Grafikkarte, allerdings einem stärkeren Prozessor, dem i5-7500T von Intel, angeboten und kosten interessanterweise sogar einen Ticken weniger. Die größte Version der ZBOX ist mit i7-7700 und einer GTX 1080 ausgestattet, hat aber auch ein stattliches Preisschild von mindestens 1.880€.

Alles in allem empfiehlt sich die ZBOX vor allem für Anwender, die mit einem potenten Computer gerne unterwegs sind. Mit vollwertiger GTX 1060 machen Spiele und Grafikarbeiten viel Spaß. Der Prozessor drosselt das ganze zwar ein bisschen, trotzdem ist unser Eindruck von einem so keinen PC ein sehr guter.

Über Oliver Görze 49 Artikel
Oliver Görze ist Hardwaretester und Mitgründer von PC Builder's Club. Er ist gelernter IT-Engineer im Bereich Telekommunikation. Oliver ist für alles, was Tests und Reviews anbelangt, zuständig. Zusätzlich betreut er noch unseren Videobereich.

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